Cartridge – Enfant Terrible

Erwartungsproblem: Noch bevor man selbst einen einzigen Ton dieses Albums gehört hat, steht der wohlgemeinte Kommentar im Raum. Das wird dir gefallen, das ist eigentlich eine Pavement-Cover-Band. Cartridge kommen zwar aus Dänemark, aber das hört man gar nicht. Letzteres bewahrheitet sich dann schnell, wenn man allerdings eher den schrullig-schrammeligen Pavement-Songs zugeneigt ist, dann hat man ein – zugegeben persönliches – Problem mit Enfant Terrible, dem Debütalbum von Cartridge. Ein kleines Aha-Erlebnis stellt sich „erst“ bei Song Nummer drei, dem Titelsong, ein. Mathias Wullum Nielsen intoniert soweit schon mal passend, überschlägt sich unfallfrei an den richtigen Stellen. Aber dann geht das Ganze doch zu schnell voran, schielt relativ durchschaubar immer mit einem Auge auf die mädchenbestückte Tanzfläche. Über die kompletten 40 Minuten von Enfant Terrible stirbt dann die Hoffnung auf einen altmodischen Ohrensessel zum Zurücklehnen, in dem man die letzte überraschende Wendung eines Songs grinsend nachkostet, komplett. Und auf die seltsame Idee von den Synthesizer-Drum-Patterns in „The Dilletantes“ wäre Herr Malkmus auch nicht gekommen. Die ersten Erwartungsprobleme beiseite gelegt, verdirbt man es sich mit dem Album durch einen Blick auf das Presse-Info. Cartridge würden ihre musikalische Sozialisation durch die großen amerikanischen Indie-Rock-Bands der späten 80er Jahre und frühen 90er Jahre gar nicht verhehlen wollen. Ja, warum auch? Dinosaur Jr. als Referenz leuchtet dabei sogar noch einigermaßen ein. Die hatten ja auch den ein oder anderen poppigeren Song. Aber ansonsten ist man enttäuscht und vergrault. Dabei kann das Album sicher mehr, nicht nur für andere, unbelastete Hörer. Ärgerlich.

www.cartridge.dk