The Libertines – BoundToqether

Manchmal schreibt der Zufall Popgeschichte. Roger Sargent ahnte bestimmt nichts Böses, als eines Tages über seiner Wohnung in Whitechapel ein paar junge Kerle einzogen, die gerade eine Band gegründet hatten. Der Funke sprang schnell über, und Sargent dokumentierte forthin das öffentliche und private Leben der Libertines mit soviel Liebe und Einfühlungsvermögen, daß seine Bilder einen nicht geringen Teil zur Legendenbildung beitrugen. Sie zierten alle Magazinseiten auf dem Planeten und das zweite Album, und am Abend von Sargents erster großer Ausstellung (selbstverständlich mit Libertines-Photos) in einer Galerie in Camden geschah es dann auch, daß sich der Kreis schloß und Peter Doherty zum letzten Mal gemeinsam mit einem anderen Bandmitglied musizierte (Drummer Gary Powell sprang spontan auf die Bühne und klatschte mit). Manche (aber bei weitem nicht alle) Bilder in diesem Buch hat man schon gesehen, aber das macht sie eher noch wirkungsvoller – und beinahe jedes einzelne davon macht nachvollziehbar, wieso seit The Clash keine Band mehr eine solche emotionale Wirkung auf ihre Generation (und weit darüber hinaus) hatte. Nicht anders geht es einem beim Lesen: Anthony Thornton hat die Libertines während ihrer chaotischen und tragischen Karriere, von den großen Hoffnungen bis zum bitteren Ende, so oft interviewt wie niemand sonst, war bei unzähligen Gigs, Festen, Aktionen, aber auch in stillen Momenten dabei; und wie sehr er innerlich dabei war, wie er mit der Band gelebt, geliebt und gelitten hat. merkt man ihm bei aller redlichen Mühe um journalistische Distanz in jeder Zeile an. Ein Buch mit Gänsehautgarantie im Seitentakt, das sensible Menschen mit einem weichen Fleck für Rock‘ n’Roll nur öffnen sollten, wenn eine Packung Taschentücher bereitliegt.

www.thelibertines-boundtogether.co.uk