„Eintracht patsch patsch patsch!“
Ein Klassiker der Literatur und Hörspielkunst.
Wird über Fußball gesprochen, ist es Zeit, sich drei Bier zu bestellen und das Hirn aufs Klo zu schicken, besonders wenn eines der überregelmäßigen „Turniere“ ansteht, die Verlage ihre Gesaratprogramme nach kompilierbarem Altmüll durchforsten und man sich vor lauter „Fußballbüchern“ fragt, ob es überhaupt mal eine andere Literatur gegeben hat. Dabei ist es, wie jeder weiß, sinnlos, über Fußball zu reden, gar zu schreiben, er passiert von selbst; gescheiter wäre es, ihn selbst reden zu lassen. Aber nicht in den üblichen, zum xten Male aufgewärmten Sammlungen von Doofzitaten und „Fakten“, aus denen sich nur lernen läßt, wieso das Wort „Sammelsurium“ einst als Schimpfwort galt. Sprechen tat der Fußball nie absurder, vielsagender, ernsthafter, komischer, weiser und witziger als in den meisterhaft komponierten, mikrometergenau der Welt auf den runden Leib geschnittenen Fußballhörspielen von Ror Wolf, die 1973 mit „Die heiße Luft der Spiele“ begannen und mit „Cordoba, Juni 13 Uhr 45“ ihr Ende genommen hätten nach sechs Jahren und knapp fünf Halbzeiten voller Originaltönen von Beteiligten und Mitgerissenen, Reportern, Experten, Zuschauern, die nicht Dokumentation sind, sondern reine Literatur-gerne und mit Gewinn nachzulesen in den klassischen Bänden „Punkt ist Punkt“, „Die heiße Luft der Spiele“ bzw. „Das nächste Spiel ist immer das schwerste“. „Damit ist Schluß“, schrieb Ror Wolf 1980. „Der Fall ist beendet. Das ist mein Abschied vom Fußball.“ Aber eben: hätte; wenn es nicht Jürgen Roth gelungen wäre, Wolf zu überzeugen, daß es „am Ende nicht nur im Fußball wohl einmal um die Kunst des Aufhörens“ geht. So kam 2005 ein letztes, elftes Hörspiel hinzu, das diese wunderbare Edition abschließt, die mit Kommentaren, Anekdoten, Bildern, Faksimiles von Partituren u. a. nicht geizt. „Wir dürfen aber nicht vergessen“, sagte Ror Wolf 1995, „daß Fußball eine traurige Sache ist.“ Hier sei ihm ein einziges Mal widersprochen; Dürfen wir manchmal schon. Und wenn solche Vergessenheit für den entzückten Hörer Anlaß sein sollte, endlich auch seine vom „Literaturbetrieb“ sträflich unterwürdigten weiteren Werke zu Hand und Gemüt zu nehmen, wäre das noch erfreulicher.
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