Tom Verlaine – Songs And Other Things; Tom Verlaine – Around;

Seit der Television-Reunion von 1992 läßt es der New Yorker Sänger und Gitarrist merklich ruhiger angehen. Fast so, als hätte ihm der gescheiterte Versuch, mit reiner Nostalgie Kohle zu scheffeln, ein für aüernal gezeigt, daß ihm das wahrscheinlich nie gelingen wird. Daß er immer nur der Held einer eingefleischten Fanbase und die Kultfigürder Rockkritik sein wird. Schließlich hat er sich seitdem ganz auf seine Rolle als Gitarrist der Patti Smith Group konzentriert und den Solisten Verlaine komplett zur Seite gelegt. Der 46jährige ist die graue Eminenz der Bowery, Guru der CBGBs-Szene und Schöpfer des 77er Meilensteins Marquee Moon, ein Album, das ganze Heerscharen von Bands beeinflußt hat. Für ihn selbst ist der Klassiker aber eher ein Fluch, aus dessen Schatten er nie richtig treten konnte. Trotzdem wagt er jetzt, nach langer Pause, einen Neubeginn. Mit einem Doppelpack aus reinen Instrumental-Tracks in der Tradition von WARM AND COOL (1992) und 14 Stücken, auf denen er auch wieder seinen ultracoolen Nasalgesang einsetzt. Der prägt Songs And Other Things, 3,5 Sterne, denn auch mindestens genauso stark wie die trockenen Drums und die exaltierte Gitarren-Arbeit, die mal ganz ruhig und sphärisch anmutet, nur um sich dann an nervösem Avantgarde-Jazz. Surf, Funk oder New Wave zu versuchen. Verlaine muß sich den Vorwurf gefallen lassen, daß er nur den eigenen Status Quo konserviert, sich stets in seiner Zeit und Nische bewegt, aber nichts wirklich Neues offeriert. Mal klingt er wie Lou Reed I.AStroll“), mal wie die seligen Velvet Underground („From Her Fingers“), mal wie Dick Dale („Nice Actress“) und mal wie The Strokes. „Blue Light“ mit seinen netten, zweistimmigen Harmonien und seinem exaltierten Gesang könnte nämlich auch von Julian Casablancas & Co. stammen. Wobei Verlaine wahrscheinlich weniger kopiert als einfach seinen ureigenen Kosmos zitiert. Und der bewegt sich weiterhin in den Mittsiebzigern. Was auch für Around, 1,5 Sterne, gilt. Die 16 Instrumental-Stücke muten extrem sphärisch und verhalten an, stoßen aber auch mal in Reggae. Blues und nerviges Gefrickel vor. Der Soundtrack zu einem imaginären Film Noir, der sich ausschließlich in Verlaines Kopf abspielt.

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