Pink Mountaintops – Axis Of Evol

In Vancouver wird aufgerüstet. Während in Amerika gerade wahrscheinlich überlegt wird, die drohende Öl- bzw. Währungskrise durch einen schnellen Einmarsch in den Iran abzuwenden, gibt es von der Black Mountain Army glücklicherweise nur verschrobene Kunst in Form kauziger Indie-Klänge vor den Latz. Nach der ganz und gar hervorragenden Black-Mountain-Platte kommt nun Sänger Stephen McBean mit seinem Nebenprojekt aus den Schuhen, das charmant-selbstreferentiell Pink Mountaintops betitelt ist. Die Spitze des Schwarze-Berge-Landstrichs, also, in dem sich die lustige Musikarmee gewohnheitsgemäß verschanzt. Aber rosa ist hier gar nichts. Auf Bergspitzen ist es recht windig und karg, wie der gemeine Hobby-Gipfelstürmer weiß, und deshalb ist es nur konsequent, daß McBean hier nicht mit der vollen musikalischen Stimmungsbreite herumaast, sondern sich aufs Wesentliche konzentriert. Das ist zuweilen düster und unbequem, manchmal gar von furchteinflößender Smog-esker Grimmigkeit. Nur sieben Songs sind auf der Achse des Bösen für Legastheniker vertreten, und selbst der hoffnungsvollste klingt latent verzweifelt: „Lord, Let Us Shine“. Bitte. Gott: Mach das Licht an! Macht er aber nicht, der gute alte Schöpfer, denn oben auf dem Berg ist offenbar selbst ihm die Luft zu dünn. Und so taumeln McBean und seine Streitgefährten zwischen Höhenkoller und Frostbeulen am Rande der Gletscherspalte entlang, bis sie entweder den Weg ins rettende Tal finden oder wie einst Messners Reinhold die Geschwister ans miese Wetter verlieren. Monoton ist das Ganze schon, zugegeben. Doch konzeptuell paßt hier jeder Ton; jeder Seufzer markiert ein neues, verrostetes Gipfelkreuz. In luftigster Höhe lauern die tiefsten Abgründe. Und, ganz ehrlich: Manchmal wünscht man sich nichts mehr, als hineinzublicken, in den gemeinen Schlund. Auf daß einem auch das tiefste Tal hinterher wie ein freundlicher Hügel vorkomme.

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