Sergio Mendes – Timeless
Die Geschichte besitzt einen zahlenmäßig eindeutigen Vortauf. Sergio Mendes verlieh seinen Bands stets die Namen zur Zeit: Brasil 66, 77, 99 und 2000; zuletzt konnte man bahianischen HipHop auf einer Sergio-Mendes-Platte hören. Als jetzt ein Heroe des HipHop-Kreuzuber und junger Produzenten-Star die alte Bossa-Band-Diva zur großen Gala bat. mag Mendes auf eine Runderneuerung 2006 spekuliert haben. William Adams von den Black Eyed Peas und Sergio Mendes, das könnte doch passen. Die aus diesem Trefien resultierende Idee läßt sich in etwa mit „Fusion für den Famitienmarkt (9-90)“ umschreiben, eine Kunstform, die aus Sicherheitsgründen nur in die Hände des großen Mediators Rick Rubin hätte gegeben werden dürfen, der Mythen-Männer sicher zu sich selbst zurückführt. Daß Timeless schon nach drei Tracks eine gähnende Langeweile versprüht (und da haben bereits Erykah Badu und Stevie Wonder gastgesungen), werden nur Witzbolde mit dem Hinweis auf die gähnende Langeweile in unseren Familien kommentieren. Schließlich war Mr. Mendes der Herr Schmiß der brasilianischen Popmusik, er ordnete Burt Bacharach und Beatles im Bossa-Sound ein und verkaufte reichlich Platten in den USA damit. Das ist mehr als 35 Jahre her. Jorge Bens „Mas Que Nada“ steht am Beginn dieser generationenübergreifenden Zusammenarbeit, dann folgen Hits, Hits, Hits, die auch schon einmal mehr nach, nunja, Hits klangen (gleich, ob Mr. Vegas oder Justin Timberlake am Mikrofon stehen). Im flutschigen Black-Eyed-Peas-Sound, mittig arrangiert zwischen milchigem Coffeehouse-R’n’B. Keyboardfertigsoßen und HipHop, der keinem wehtut, versendet Mendes sich selbst. Der Mischmasch der Stile und Kulturen, den Adams hier wortreich zum Programm macht, ist genauso bräsig wie munter, diese Neuaufnahmen huschen achtlos an den Songs vorbei. Sie sind vor alten Dingen aber eins, schwache Werbung für eine Zusammenarbeit, die zwar viel mit Liebe und Respekt zu tun haben mag, aber weithin blaß und emotionsarm ausfällt. Vielleicht noch rosarot, obwohl, nein…
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