LD & The New Criticism – Tragic Realism

Es sei an dieser Stelle aus dringendem Anlaß darauf hingewiesen: Eigentlich sollte jeder gutsortierte (Pop-)Haushalt eine Ausgabe von 69 Love Songs besitzen. Von diesem obskuren Triple-Album der Magnetic Fields, das alle denkbaren Lebens-/Liebeslagen 50 wunderbar begleiten kann, das über Sinn und Unsinn. Tragik und Komik und die (Un-)Endlichkeit der Liebe berichtet. Neben diese Liebesliederbibel könnte man jetzt gesetzt den Fall, man gehört nicht zu den fanatischen CD-Regal-Alphabetisierern – problemlos Tragic Realism von LD & The New Criticism stellen, sozusagen als Erweiterung und Ergänzung. Denn LD (Lawrence David) Beghtol, der Songschreiber der New Yorker Band, hat nicht nur auf eben jenem Opus Magnum mitgewirkt, sondern denkt dessen Ukulelen-Akkordeon-Country-Pop-Songszu Ende. Im wahrsten Sinne des Wortes. Schreibt Pedal-Steel-Schunklet“ wie „(If You Love Me, Baby) Pull The Plug“. Oder den Banjo-Stomp „Burn, Burn, Burn In Hell“. Versieht alle Songs im Booklet mit einer Zeichen-Legende, die die Themen des Albums aufschlüsselt (im hier ersten Song-Fall wäre das Euthanasie, im zweiten Mord, Manie, Rache und legale Hinrichtung). Wünscht sich, daß seine Ex von einem Zug in zwei Stücke gerissen wird, das Hirn herausquillt, so daß jeder sehen kann, was sie von ihm dachte. Stellt fest, daß man auch mit einem Bein im Grab immer noch tanzen kann, und wenn es auch nur ein langsamer Walzer ist. Gibt den Ratschlag, die vom Leben und seinen Unwegbarkeiten ausgelöste „Apathy!“ zu überwinden, darüber zu schmunzeln oder eben sarkastische Songs wie – ja, Stephin Merritt – zu schreiben. Kein schlechtes Rezept: Er macht das ja offensichtlich auch.

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