Gonzalo Rubalcaba – Solo

Daß Gonzalo Rubalcaba sich am Klavier in einen Hexenmeister verwandeln kann, der über Stock und Stein virtuos seine Akkorde und Läufe verteilt, hat er seit Mitte der 80er bewiesen. Nachdem Baß-Legende Charlie Haden auf ihn bei einer Kuba-Visite gestoßen war und ihn prompt weltweit anpries. Aber trotz der bisweilen kaum zu zügelnden Ausdruckslust schlägt in ihm auch ein anderes Herz-Rhythmus-System. Und zwardas des Rhapsodikers und des Poeten. Dann kann er die Tasten mit unnachahmlicher Sogkraft und Subtilität durchkneten, erzählen plötzlich arabeske Figuren mehr als so mancher auf der Tastatur hingelegte High-Speed-Langstreckenlauf. Mit solchen Tugenden erreicht Rubalcaba nicht selten die Klasse eines Keith Jarrett, fehlen ihm eigentlich -wieaufseinemSOLO-Album-nurdie seligmachenden Melodieeingebungen zum Glück. Diese wurden ihm aber wenigstens von Komponisten aus seiner kubanischen Heimat geschenkt. Von Rolando Bueno. Sergio F. Barraso und Amadeo Roldän etwa, die jenseits der Zuckerinsel nicht gerade Prominentenstatus besitzen. Was sich dank Rubalcaba ändern könnte. So eingängig und nachklingend ihre Melodien mit dem Lateinamerikanischen Flair sind, so besitzen sie genau das animierende Potential eines guten Jazz-Standards. Rubalcaba greift die Gelegenheit beim Schopf und interpretiert sie aus dem Geist der Metamorphose, bei der er elegant verspielt und hintergründig nachdenklich auftrumpft. Um dann wieder großzügig US-amerikanische Standard-Zitate einzuarbeiten.

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