Eleventh Dream Day – Zeroes And Ones

Eine der eher angenehmen Begleiterscheinungen des 90er Jahre Chicago-Post-Rock-Hypes war es, mitansehen zu können, wie ein bestimmter Kreis von Musikern immer wieder in anderen Konstellationen miteinander Musik macht, wie sonst nur aus dem Jazz bekannte inzestuöse Verbindungen eingegangen wurden, die Genre-Grenzen negierten. So, wie wenn Duke Ellington 1962 eine Platte mit Max Roach aufgenommen hätte, was er ja auch getan hat. Und so konnten Stammbaumersteller im Post-Rock Linien zeichnen, die über Umwege vom Bluegrass (Freakwater) zum Avantrock (The Red Krayola) reichten, aber immer den zentralen Punkt Tortoise durchkreuzten. Eleventh Dream Day ist so eine Chicago-Stammbaum-Band mit Rick Rizzo, Janet Beveridge Bean (Freakwater), Doug McCombs (Tortoise, Brokeback, Pullman) und Mark Greenberg (Coctails, Archer Prewitt) und Zeroes And Ones das zehnte Album in 23 Jahren Bandgeschichte, das erste der Band seit sechs Jahren. Wir sagen es jetzt ganz laut: Die 90er Jahre kommen zurück! Wie üblich geht es hier um (amerikanischen) Post-Punk, niedlichen Pixies-Alternative-Poplimmerwenn Bean ans Mikrofon geht) und verzerrte Neil-Young-Gitarren – Rick Rizzo hat nie anders spielen können. Neu ist, daß man Eleventh Dream Day selten so „hart“ gehört hat, was einen hübschen Kontrast zu den existentialistischen Texten ergibt. Ab einem bestimmten Punkt im Leben gibt es vielleicht nur noch Nullen und Einsen und nichts mehr dazwischen. Davon singen Eleventh Dream Day, so Sachen halt, über die man sich Gedanken macht, wenn man mit einer 4 anfangen muß, wenn man sein Alter irgendwo hinschreibt.

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