Cara Dillon – After The Morning

After The Morning ist eine ventable Rarität: ein Album nämlich, das Fans des Pop-Schaumschlägers Chris de Burgh, des großen Caledonia-Blues’n’Soul-Eremiten Van Morrison, der Post-Hippie-Folk-Fee Heather Nova und der irischen Band Clannad, die sich einst dem traditionellen Liedgut ihrer Heimat verschrieben hatte, ehe sie zur weichgespülten Folklore-Pop-Bande verkam, gleichermaßen gefallen könnte. Solches muß nicht notgedrungen gegen eine Platte sprechen, auf der eine bildhübsche, „mit einer überirdisch schönen Stimme („Sunday Herald“) gesegnete Frau irischer Herkunft melodienselige Songs singt, die so sanft, so wohltemperiert, so frei von allen Ecken und Kanten daherschweben, daß man sie, einmal gehört, wochenlang nicht mehr aus dem Kopf bekommt, after The morning ist Cara Dillons drittes Album und bietet wie schon die Vorgängerwerke Cara Dillon (2001) und SWEET LIBERTY (2003) wieder die übliche Mischung aus eigenen Liedern, Coverversionen und Traditionais, die mal mehr („Here’s A Health‘, „The Snow They Melt The Soonest“), mal weniger („Never In A Million Years“) frühlingsfrisches Irish-Folk-Flair verbreiten. Und wieder kann man nicht anders, als sich von Songs wie „Brockagh Braes“ und dem gemeinsam mit Paul Brady – erinnert sich jemand noch an dessen epochale 1981er LP hard STATION? – aufgenommenen „The Streets Of Derry“ und dem streicherverzierten „Garden Valley“ verzaubern zu lassen. Zumal Miss Dilton von ihrer Tourband um Sam Lakeman, ihr Pianist und Ehemann in Personalunion, einfühlsam begleitet wird. Doch es bleibt die Frage: Wird man dieses Album tatsächlich häufiger hören – außer als Hintergrundberieselung für ein spätes Frühstück oder einen Drink zur blauen Stunde? Ich fürchte sehr, die Antwort lautet: nein.

www.caradillon.co.uk