Neil Casal – No Wish To Remimsce

Neal Casal gehörte zu den Typen, die wir insgeheim schon verabschiedet hatten. Die Ende 2004 veröffentlichte Retrospektive Leaving Traces, eine Art Best Of aus zehn Jahren Casal, schien einen Schlußpunkt unter diese durchweg melancholische Amencana-Geschichte zu setzen, die der kalifornische Singer/Songwriter mit seinen Alben beim dafür zuständigen Glitterhouse-Label geschrieben hatte. Casal betritt mit No Wish To Remimsce eine neue Zeitrechnung, 13 Songs, die sich wie Heizkissen an uns schmiegen, weite Kurven kratzen und mit Gitarren und Streichern den Himmel golden malen. Alles fließt, es ist ein rauschender Fluß, der sich durchs Unterholz von Folk und Pop schlängelt und nie zum Slehen kommt, der Sänger und Songwriter schmeißt die Bilder und Assoziationen in den Strom, die er noch zu greifen bekommt. Der Tod von Freunden und Verwandten, der Geschmack von Trennung und Auflösung – all das steht über dieser Liederkollektion, die in Zusammenarbeit mit Produzent Michael Deming (Silver Jews, Pernice Bothers) und Dan Fadel (dr) und Jeff Hill (bg) von Hazy Malaze entanden ist. In den besten Momenten „You Don’t See Me Crying“, „Grand Island“ gewinnen die Songs narkotische Qualitäten. Wer John Lennons „#9 Dream“ und den Bob Dylan der frühen 70er mag, wird No Wish To Remimsce schätzen lernen. Ein Album der starken Worte ist’s auch: „I will always be here/you will be never alone“, singt Casal in „Freeway To The Canyon“. Ein Versprechen, formuliert mit dem heiligen Ernst der guten Seele. Vielleicht ist Casal diese Platte auch so geraten, weil er noch einen anderen Verlust zu beklagen hatte, zwei alte Gibson-Gitarren, die ihm gestohlen wurden. Mit seiner neuen Gitarre, sagt er, „sind die dunklen Wolken verschwunden“.

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