The Appleseed Cast – Peregrine

The Appleseed Cast aus Lawrence, Kansas, müssen eine Menge Staub geschluckt haben, um mit ihrem vierten Album derart entschlossen ihren Zenit zu markieren. Und lustig geht es hier keineswegs zu. Familienprobleme kennt jeder. Doch die Geschichten, die hier erzählt werden, sind wesentlich häßlicher als die meisten, die man so von zu Hause kennt. Der Vater hat ein fieses Geheimnis, das ihn zum gemeinen Brutalo werden läßt, die Tochter geistert durch die Gegenwart der Restfamilie, der Sohn versucht zu retten, was zu retten ist, und die kleine Peregrine, die gute, flüchtige Seele, soll alles richten. Dramatisch? Aber hallo! Musikalisch ist das alles in Ruhe vor und nach dem Sturm, wüstes Donnergrollen, explosionsartige Ausbrüche, avantgardistische Eskapaden und – erstaunlich! eingängige Melodien eingerahmt, die man nicht besonders leicht entwirren kann, ohne erst einmal komplett die Orientierung zu verlieren. Tausend Instrumente und Effekte prasseln auf den Zuhörer ein, während Sänger Chris Crisci fast beruhigend „It’s only the rain“ singt. Danach eine kleine Verschnaufpause, in der seine Stimme von kargen, kalten, kahlen Wänden zurückzuhalten scheint, bevor sich wieder diese monströse Gitarrenwand erhebt und alles unter sich zu begraben droht. Diese Platte möchte man nicht zum Fünfuhrtee mit der lieben Sippe hören. Aber wenn die bucklige Verwandtschaft erst die Tür hinter sich geschlossen hat und man die Kuchenkrümel vom Tischtuch fegt, hat man sie dafür manchmal umso nötiger.

www.theappleseedcast.com