Eels – Eels With Strings: Live At Town Hall :: Aale mit Geigen

Versuch einer halbwegs korrekten Definition: E aka Singer/Songwriter Mark Oliver Everett, Sohn eines amerikanischen Atomphysikers, aufgewachsen in Virginia und seit seinem 24. Lebensjahr in Los Angeles wohnhaft, ist Kopf einer sich immer wieder verändernden Gruppe von Musikern, die unter dem Namen Eels seine Musik spielt. Bitte, es geht doch. Der jüngste Wurf des „Beautiful Freaks“ ist der Mitschnitt eines Live-Auftrittes vom Juni 2005 im Rahmen der „Eels With Strings“-Tour. Dazu scharte E neben zwei talentierten Multi-Instrumentalisten, The Chet und Big Al, ein komplettes Streichquartett um sich. Diese siebenköpfige Gruppe erzeugt auf der Bühne der New Yorker „Town Hall“ unglaublich verdichtete Klänge, es wirkt bisweilen, als würde ein ganzes Symphonieorchester auf der Bühne stehen. Eine mitreißende Live-Stimmung will dennoch nicht aufkommen. Der bärtige E steht Zigarre rauchend hinter seinem Mikro vor einem schwarzen Nichts, aus dem hin und wieder verhaltenes Klatschen oder ein dezent euphorisches Kreischen zu hören sind. Frenetische Begeisterung klingt anders. Das ist aber auch gut so, denn durch das Vakuum zwischen Zuschauern und Künstlern kommt die gelungene Umsetzung der 28 Songs, darunter Klassiker („Novocaine For The Soul“, „Bus Stop Boxer“), neuere Tracks wie „Trouble With Dreams“ oder Bob Dylans „Girl From The North Country“ uneingeschränkt zur Geltung. Bemerkenswert ist die geschmackvolle Instrumentierung mit Mandoline, Gitarre, Piano, Cello, Geige und Mülleimer-Trommel, störend sind hingegen die dazwischengeschobenen, alles in allem wenig aussagekräftigen Schwarzweiß-Doku-Fetzen, in denen E in der New Yorker Subway fährt (Wow, der Mann fährt tatsächlich noch mit der U-Bahn und will den Menschen nah sein!), über Rituale vor Konzerten spricht („Früher haben wir vor jeder Show eine Jungfrau geopfert, heute haben wir dafür keine Zeit mehr!“) oder über das Leben auf Tournee sowie nicht vorhandene Groupies sinniert. Als Bonus enthält die DVD zwei Clips („Hey Man (Now You’re Really Living)“ sowie „Trouble With Dreams“) sowie einige Behind-The-Scenes-Segmente, die E von seiner äußerst sympathisch wirkenden privaten Seite zeigen, jedoch höchstens bei Hardcore-Fans eine gesteigerte Produktion von Endorphinen auslösen dürften. Gefahrliches und Bedrohliches gibt es nicht zusehen, obwohl die DVD in den USA aufgrund von „anrüchiger Sprache“ erst ab 15 Jahren freigegeben ist. Alles in allem bereitet Eels With Strings: Live At Town Hall, abgesehen von den eher überflüssigen Doku-Einspielern, viel Vergnügen. Großartige Musik, stilvoll inszeniert.

www.eelstheband.com