The Rogers Sisters – The Invisible Deck

Das grundsätzliche Problem am Post-Punk-Revival ist, daß es sich genaugenommen nicht um ein Revival handelt. Für eine authentische Neubearbeitung mangelt es den Bands heute am politischen Ansatz. Sie heißen zwar Franz Ferdinand und Bloc Party, doch im Vergleich zu Vorgaben von Gang Of Four, The Pop Group und The Sound bleibt es bei Andeutungen und bloßer Attitüde ohne Zitate aus dem Parteibuch. Immerhin bäumen sich The Rogers Sisters gegen die Neigung zur Inhaltslosigkeit auf. Schon in den 90ern zeigten sich Jennifer und Laura Rogers als Mitglieder der Gruppe Ruby Falls von einer engagierten Seite. Damals gehörten sie zum erweiterten Kreis der Riot Grrrls. Als Rogers Sisters debütierten sie vor zwei Jahren mit Purely Evil. Auf dem Cover war George W. Bush mit geschwärzter Augenpartie zu erkennen. Deutlicher konnte man Protesthaltung und Systemkritik nicht bekunden. Auch auf dem vorliegenden Album ist davon einiges wahrnehmbar. „Why won’t you say what’s wrong, why won’t anyone believe your story?“ fragt sich Miyuki Furtado, einziger Typ und damit Hahn im Korb der Band, gleich zu Anfang. Den Adressaten kann man sich selbst denken. Der dazu abgespielte Sound speist sich zu gleichen Teilen aus Groove und Hysterie. The Slits lassen grüßen. Darüber hinaus ist es gut. daß nicht alles heruntergerattert wird, was in irgendwelchen Hipsterkolumnen steht. Wenn sich die Rogers Sisters auf den Untergrundsound der späten 60er beziehen Iwas sie sehr oft tun, zitieren sie nicht die üblichen Garagenrockformeln. In „Your Littlest World“ und „Sooner Or Later“ kommen vielmehr hypnotische Passagen aus der Psychedelic-Ära zum Vorschein, an die sich derzeit kaum jemand herantraut. Wer neben Krach und einer Menge Theater auch Substanz mit Eigensinn fordert, sollte ganz schnell Fan dieser Schwesternvereinigung werden.

www.therogerssisters.com