Motorpsycho – Black Hole / Blank Canvas

Dieses Doppelalbum ist definitiv eine bestens geeignete Waffe, wenn es darum geht, schon längst wieder überfällige Schlachten für die Sache der 70er-grundierten, Wah-Wah-durchtriebenen, Leadgitarren-penetrierten, Mellotron-geschwängerten, von im Blues- zum Hard- zum Jazz- zum Progrock erprobten Spiel- und Taktformen angetriebenen Gitarrenrockmusik zu schlagen vielleicht gegen den aktuell in alles Licht getauchten Britrock mit seinen Ecken und vielen Stolperdrähten, auf jeden Fall für den, der durchzieht, fließt und fliegt, sehr mächtig rockt eben, so weit die Füße tragen. Daß Motorpsycho droben in Trondheim solche Waffen mit außerordentlicher Kunstfertigkeit schmieden, sollte zwar trotz redlicher Krämerei bandseits (Interview-Verknappung, Indie-Selbstbeschränkung/-befreiung, Provinzrückzug) kein allzu großes Geheimnis mehr sein – schließlich gibt es die Band schon seit 1989. Und es haben auch schon einige andere opulente Lobreden vor dieser hier verfaßt. Und doch ist das vorliegende Doppelalbum noch einmal ein besonderes Ereignis in der Geschichte der Norweger, stellt es doch als eine Art Greatest-Hits-Compilation mit ausschließlich neuen Songs das heraus, was Motorpsycho seit ehedem auszeichnet. Gleichermaßen entfesselt und handwerklich ausgezeichnet gespielt, komponiert aus einem der größten Füllhörner, das einer formal „Rockkapelle“ zu nennenden Musikanten-Abordnung unserer Tage zur Verfügung steht, so tief verwurzelt in Led Zeppelin, Neil Young, Blue Öyster Cult, Black Sabbath und MC5 wie frei genug im Kopf, um keine Sekunde als Qenkmalschutzbeauftragte unter Verdacht zustehen, ist hier fast jedes Stück ein gutes bis sehr gutes Argument dafür, seine Bescheidenheit auf Zwischenmenschliches und die Bewertung des eigenen Tuns zu beschränken – sie hingegen im künstlerischen Tun selbst brav im Werkzeugkasten zu lassen. Natürlich hätte ein Werk wie Black Hole / Blank Canvas gut und gerne bereits vor 15 Jahren erscheinen können – bestens aufgehoben zwischen parallel auftauchenden Großtaten von Sonic Youth, My Bloody Valentine und Dinosaur Jr. Aber sie wäre definitv noch heute eine unserer Lieblingsplatten aus dieser Zeit.

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