Terje Rypdal – Vossabrygg

Endlich einmal ein Jazz-Musiker, der sich ohne taschenspielerisches Wenn und Aber zu dem Meister und seinen Einflüssen bekennt. Der norwegische Gitarrist Terje Rypdal versteckt auf vossabrygg nicht etwa das narkotische Rock-Jazz-Feeling van Miles Davis‚ 1969 aufgenommenem Meilenstein bitches brew. Rypdal zitiert ihn gleich im Titel:“.Brygg“ heißt auf norwegisch „Brew“ IVoss ist der Ort eines Jazz-Festivals, auf dem 2003 das Projekt mitgeschnitten wurde). Und mit einer All-Star-Band wirft sich Rypdal in den energiestrotzenden Sound. Mit Trompeter Palle Mikkelborg und Schlagzeuger Jon Christensen, mit den beiden E-Piano- und Synthie-Experten Bugge Wesseltoft und Stale Storlokken von der Band Supersilent sowie mit dem Sample-Spezialisten Marius Rypdal. So sehr gleich das Eröffnungsstück“.Ghostdancing knapp 20 Minuten lang sich in einen Groove voll glühender Intensität und hypnotischem Drive hineinwuchtet, ist Rypdal nicht auf pure Imitation aus. Vielmehr nutzt er die von Davis ausgelösten Electro-Jazz-Impulse für seine Visionen, die in bombastischen Drum-Beats und rockig etwas angestaubten Gitarren-Soli ausufern. Und die triphopartigen Gebilde sind bisweilen allzu martialisch. Experimentierfreudig und spannend wird es dagegen in den futuristischen Klang-Zerhäckselungen („Key Witness ) und in den von der Trompete ausgelösten Echo-Wirkungen und spacigen Horizonten mit ihrem entspannt eingezogenen Funk-Gerüst. Ob Rypdal damit die unverblümte Geisterbeschwörung von Miles Davis rechtfertigen kann, ist hingegen doch eher anzuzweifeln.

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