The Like – Are You Thinking What I’m Thinking?

Der Kulturbetrieb ist sexistisch. Das war er zwar schon immer, aber nicht überall im gleichen Maß. Während Literatur und bildende Kunst die Geschlechtergrenzen schon lange verwischen, haftet die Popkultur an alten Schemata. Heute wieder mehr als vor zehn Jahren. Der Mann rockt, die Frau darf dazu die Hüften schwingen. Und wenn sie unbedingt selbst Musik machen möchte, dann innerhalb eines strengen Regelwerks. Nicht nur in den Charts, auch im ach so alternativen Indie-Bereich gilt die Doktrin: Musizierende Mädchen müssen süfi aussehen, so süfi. daß sie den Herren den Speichel über die Lippen treiben. In genau diesen Verwertungsmechanismus sind The Like hineingeraten. Die drei Amerikanerinnen sehen nett aus – also steckt man sie in ein paar duftige Blümchenkleider, um sie fürs Booklet ihrer CD abzulichten. Ein Nadelstreifenanzug, ja selbst ein Kartoffelsack hätte ihre hübschen Gesichter nicht entstellt, und ihr musikalisches Talent konnte in Würde reifen. Der Lolita-Look allerdings verbirgt ihre Qualitäten und setzt davor zunächst ein Klischee. Zu Unrecht. Denn die Songs des Trios versprühen einen seltsamen Charme. The Like können sich nicht entscheiden, ob sie Mädchen sein wollen oder Frauen. Das spiegelt sich auch in ihrer Musik wider. Mal rocken sie bröselig und knochentrocken. Dann wieder bezaubern sie durch butterweichen Harmoniegesang, der von der Gitarre getragen wird wie der Schneewittchensarg von den sieben Zwergen. The Like wechseln von Indie zu Mainstream, vom Trotz zur Schmeichelei. Sie nehmen Anleihen bei peinlichen Schmonzetten, tun aber so. als hätten sie ein paar Takte bei den Pixies geklaut und mit den frühen Suede gepaart. Darüber legt Elisabeth „Z“ Berg ihre ungewöhnlich schöne Stimme. Meist klingt sie dunkel, melancholisch und erwachsen. Besonders hübsch allerdings wirkt es, wenn die Stimme bricht und für eine Millisekunde in die Höhe kiekst. Dann kommt sie dem Status der Band vermutlich am nächsten. Beide befinden sich eben in einer Übergangsphase.

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