Jimmy Edgar – Colorstrip

Hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, weshalb die Musik der Neo-Wave-Popper Maximo Park auf Warp, der Mutter aller anständigen Elektronik-Labels, veröffentlicht wird? Jetzt mal abgesehen von den üblichen Die-bei-Warp-erweitern-ihr-Spektrum- und Die-sind-offen-für-alles-Erklärungen? Es könnte gut sein, daß man auch in Sheffield bei Warp (LFO, Nightmares On Wax, Aphex Twin) erkannt hat, daß Techno seit ein paar Spielzeiten nicht mehr das leisten kann, was er bis Ende der 90er Jahre geleistet hat, als er zu Recht dem Rock den Alleinvertretungsanspruch als Musik für die ganz vorne Stehenden abgerungen hatte. Mittlerweile dürfte es genauso viele Techno-Spießer wie Rock-Spießer geben. Mittlerweile hat Techno seine Funktion als tribalistische Inner-circle-Musik verloren, als Abgrenzungsmittel von den Erwachsenen und den alten Rock-Spießern, weil das heute der „neue“ Rock leistet, was dadurch bewiesen wird, daß die Rock-Spießer und selbst ausdrückliche Nicht-Spießer wie Diedrich Diederichsen dem neuen Rock vorwerfen, gar nicht neu zu sein. Als ob die absolute Innovation jemals das alleinige Argument im alten Abgrenzungsspiel gewesen wäre und nicht die relative Innovation in Bezug auf das. was eine halbe Saison vorher „heiß“ war. Trotzdem erscheint immer mal wieder – auf Warp und anderswo – ein erstaunliches Techno-Album, wie etwa das Debüt des Detroiter Jimmy Edgar, colorstrip ist Retro-Electro, circa 1984, eine Platte, die mit Versatzstükken aus frühem Detroit-Techno spielt, auf breiten Sequencerflächen in der Grauzone von Disco und Proto-House daherkommt, aber auch geschickt spätere Elektronik-Innovationen IBreakbeat-Gefrickelt mit einbaut. COLORSTRIP ist Funk, ist Pop. ist R’n’B, ist Arschwackel-Musik. aber „neu“ ist das natürlich auch nicht.

www.jimmyedgar.com