Graham Coxon – Love Travels At Illegal Speeds
„Das klingt doch schon besser“ (Zitat aus dem Nebenraum, nachdem die ersten Takte von Love Travels At Illegal Speeds verklungen sind – zuvor wurde sämtlicher zeitgenössischer amerikanischer Indie-Rock abgekanzelt).
„Ich würde ihm wünschen, daß er mal einen richtigen Radio-Hit hat“ (Zitat vom Fahrersitz, als die Sprache auf Graham Coxon kommt). „Die neue Scheibe ist fleischlicher, während die anderen eher vegetarisch waren“ (Zitat des Ex-Blur-Gitarristen aus dem Presseinfo). Also gut. Hier müssen einige (verschwommene) Bilder zurechtgerückt werden. Klargestellt werden muß: Graham Coxon klingt immer gut. Graham Coxon ist ein großer kleiner Melodienschmied, Graham Coxon hat seine Lektionen in britischer Popmusik gelernt und inzwischen die Do-It-Yourself-Anyway-Attitüde des Punk gegen dessen lautstark verkündete, einfache Eingängigkeit eingetauscht. Aber das konnte man auch schon nach seinem letzten Album HAPPINESS IN MAGAZINES wissen. Richtig ist aberauch: Mit „Indie-Bindestrich-whatever“ hat die Musik hier wenig zu tun. (Weniger? Auch?) gut: Mit dem Super-Smash-Hit wird es auch dieses Mal nichts werden. Denn trotz Stephen Street an den Reglern wird aus den ruhigeren (darf man in diesem Zusammenhang sagen – „bluresken‘] Stücken noch lange kein Produzenten-(Brit-)Pop. Die erste Single aus dem Album ist sowieso der trotzig punkrockende Opener „Standing On My Own Again‘. Bleibt noch das mit dem Fleisch. Okay, das ein oder andere Gramm „Gitarrenfett“ hat Graham Coxon angesetzt, Classic Rock-Soli, kleine Santana-Anteihen („Samba Pa Ti“ in „Just A State Of Mind“) und ein ZZ-Top-Titel („Gimme Some Love“. wohlgemerkt nur der Titel!) inbegriffen. Vielleicht meint Coxon damit aber auch die Fleischeslust, schließlich ist Love Travels At Illegal Speeds so etwas wie ein Konzeptalbum über die Liebe. Obwohl – diese schwammige Selbstaussage kann man auch einfach mal sehr gut so stehenlassen. Denn ansonsten gilt: Greifbarer (und trennschärfer) als auf diesem Album war Graham Coxon noch nie.
VO: 17.3.
www.grahamcoxon.co.uk
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