Calexico – Garden Ruin

Nach Calexico fährt man, um irgendwo anders anzukommen oder die Welt, wie man sie kannte, endgültig zu vergessen. Bordertown, Bandname, Synonym für die Sehnsuchtsmelodie entlang des Tortilla Curtain. Joey Burns und John Convertino hatten mit ihrem letzten Album Chartserfolge in 14 europäischen [!] Ländern, waren im Studio mit Nancy Sinatra und Laura Cantrell, spielten erhabene Konzerte mit den Mariachi Luz de Luna und Francoiz Breut, bis sich dann auch in den USA und Kanada was rührte. Calexico, ist das nicht auch ein Kaff da hinten an dieser verdammten Grenze? Schon länger aber haben Burns und Convertino ihr Culture-Clash-Konzept über den Globus getragen und an entscheidenden Orten Freunde und Mitmacher aufgesammelt, deren Beitrage ihren Platten mehr als Nuancen schenkten: Paul Niehaus, Pedal-Steel-Papst-, Volker Zander, Martin Wenk, Wahlverwandte (die deutsche Sektion); Jacob Valenzuela aus Tucson, Haustrompeter; JD Foster, großes Mädchen für vieles. Die Platte als Patchworkfamilie: Ihre Sounds, Einflüsse und Themen verweisen auch auf interkulturelle Zusammenhänge und Brüche. Man mag auf GARDEN RUIN die große Richtung vermissen, den Stern, der uns allen heimleuchtet ins Zentrum der Sentimente. Was daran Liegen kann, daß Burns und Convertino sich diesmal durch ein halbes Dutzend Spielformen arbeiten, Eindrücke von THE BLACK LIGHT, Hot Rail und Feast Of Wire mitnehmen, in voller Fahrt sozusagen. Und plötzlich halt machen. „Roka“ ist der Name des Cafes in Bisbee, Arizona, in dem die Proben stattfanden. Oder Joey Burns Art, eine Cumbia zu schreiben: „So dose your eyes /stow your breath /dream of northern lights / around this dance of death „. „Panic OpenString“ besitzt den Charme einer leerstehenden Garage an einem toten Highway-Arm. „Letter To Bowie Knife“. „Deep Down“ und „All Systems Red“ sind erfolgsverdächtige Bewerbungsstücke für eine „Wie puste ich die Rolling Stones von der Bühne“-Tour. Und Burns schaltet auf Dunkelrot beim Thema Amerika: „I want to tear it all down und build it up again“. Flagge verbrennen, Regierung stürzen, Popmusik als Fanfare. Zur Eröffnung „Cruel“ meint Burns selber: „Kapodaster auf den dritten Bund, losgespielt und an Dylan, Belle & Sebastian und Richard Thompson gedacht“. „Nom De Plume“ kommt auf die nächste LE POP-Compilation des gleichnamigen Kölner Labels, oder? Jetzt nicht gleich in die Luft gehen, liebe Burns-Convertino-Freunde. Nach Calexico fährt man, um irgendwo anders anzukommen.

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