Michael Moore

Manchmal ist kalte Wut der Erkenntnis näher als reservierte Analyse. Wenn man sie wieder mal sieht, die Irak-GIs, die in „Fahrenheit 9/11“ erzählen, wie geil es sei, alles niederzumähen, was sich auf der Straße bewegt, während Rock aus ihren Kopfhörern dröhnt „Burn, bastard, burn!“), weiß man, daß die Welt, beherrscht von Magnaten und Perversen, eine Hölle ist. Und warum Michael Moore seine Obsession gegenüber George W. Bush und seiner kriminellen Kamarilla bis heute nicht überwunden hat, obwohl er seit längerem schweigt. Moore sei ein „ungewöhnlich engagierter Moralist“, steht in dieser grandiosen Monographie. Das können selbst die nicht entkräften, die ihm widersprüchliche Gesinnung, Tatsachenverfälschung und seine Einnahmen zum Vorwurf machen. Sokolowsky weicht unsympathischen Zügen in Arbeitsweise und Charakter keineswegs aus: „Moore hat ziemlich oft recht, doch richtig begnadet ist er im Rechthaben“, stellt er klar, ohne sich des vor allem von deutschen Feuilletonplattköpfen gepflegten Fehlurteils zu befleißigen, dieser Clown und Agent provocateur, der in eine rasend dumme, hysterische, manipulierte Gesellschaft einen Lichtschein von Aufklärung pflanzt, bediene nichts als „altlinke“ Klischees. Manchmal ist die Welt leicht zu erklären, heute ist sie leichter zu durchschauen denn je. Deshalb hat Moore mit seinen Interventionen meist schlicht Recht. Sokolowsky zeigt darüber hinaus, wie der sympathisch arbeitsscheue Autodidakt zum großen Komiker und erfolgreichsten Dokumentarfilmer aller Zeiten wurde. Moore verdient trotz Maßlosigkeit und Eitelkeit nachdrückliche Achtung für seinen Mut, seine „biblische Wut“, seine satirisch-politischen Prunkstücke, die Sokolowsky präzise und kenntnisreich analysiert und kontextualisiert: die Fernsehrevuen „TV Nation“ und „The Awful Truth“ sowie „Fahrenheit 9/11“, „das erste Agitprop-Meisterwerk des 21. Jahrhunderts“. „Die Kardinalfrage – die nach dein Eigentum an den Produktionsmitteln – fällt ihm zwar ein, doch seine Antwort heißt bescheiden: Mitbestimmung – nicht Enteignung“ auch da hat Sokolowsky recht. Dessen Studie aus einem weiteren Grund weggekauft gehört wie WM-Tickets: Sie ist glänzend, ja glanzvoll geschrieben.

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