Soft Machine – Out-Bloody-Rageous: An Anthology 1967-73

Es gibt Dutzende Compilations. Livemitschnitte und Aufnahmen von BBC-Sessions dieses legendären Ensembles, aber noch keine Retrospektive, der es dabei gelungen ist, die mitunter verwirrende Band- Entwicklung eindrucksvoll nachzuzeichnen. OUT-BLOODY-RAGEOUS: AN ANTHOLOGY 1967-73 sammelt auf zwei höchst unterschiedlichen CDs in vorbildlicher Weise die Essenz der 1966 in der englischen Bischofsstadt Canterbury gegründeten, nach einem Roman von William Burroughs benannten Band. Mit dabei in diesem selbst für damalige Verhältnisse reichlich ungewöhnlichen Workshop waren der sendungsbewußte Schlagzeuger Robert Wyatt, der Keyboarder Mike Ratledge, der Multiinstrumentalist Daevid Allen sowie der zwischen Gitarre, Baß und Gesang lavierende Kevin Ayers. Da der eigensinnige Clan sich an diversen Londoner Happenings beteiligte, ordnete man Soft Machine voreilig der Flower-Power-Szene zu. Dabei neigte die stilistische Ausrichtung der Band doch eher dem Free Jazz eines Ornette Coleman und John Coltrane denn Pink Floyd, Jefferson Airplane und Grateful Dead zu. Doch ganz so falsch lagen Fansund Kritikerdann doch nicht, wie CD 1 von OUT-BLOODY-RAGEOUS: AN ANTHOLOGY 1967-73, die mit dem ultrararen Single-Debüt „Love Makes Sweet Music“ und „Feelin‘ Reelin‘ Squeelin'“ beginnt, beweist – das war Psychedelic-Pop in Reinkultur. Kurz danach stieg Daevid Allen aus und gründete mit Gong eine weitere legendäre Band. Der Rest von Soft Machine wechselte das Label – von Polydor zu CBS -, werkelte weiter an seiner monumentalen Vision Halluzinogenes mit arhythmischen Jazzdissonanzen, surrealen Wortspielen und Nonsense-Elhik zu einer höchst eigenwilligen Musik zu verbinden, die den „Summer Of Love“ auf höchst amüsante Weise karikierte. Nach dem Abschied Kevin Ayers‘, der bis heute eine höchst interessante Solokarriere verfolgt, gerieten Soft Machine mit den erstklassigen Ersatzleuten Hugh Hopper und Elton Dean zunehmend in den Bannstrahl des Jazz. Entwarfen aber auch auf sieben, der Einfachheit halber durchnumerierten Alben bis zum Jahr 1973 in epischen Soundscapes jene minimalistische Ästhetik, die sich Jahrzehnte später als Chill-out in den Clublounges wiederfinden sollte. Noch vor Robert Wyatts Ausstieg – er gründete die Band Matching Mole, sitzt seit einem tragischen Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl und bezaubert bis in die Gegenwart alle paar Jahre mit atemberaubenden Solowerken – entstand mit „Moon In June“ ein 20-minütiger Meilenstein britischen Prog-Rocks. Durchweg mit rein instrumentalen Tracks wie „Teeth“, „All White“ und „Kings & Queens“ bestückt, dokumentiert Disc 2 der Zusammenstellung jene Phase, als die kommerziell erfolglose Band mit den Neuzugängen Karl Jenkms und John Marshall zunehmend mehr Wert auf Improvisationen legte, faszinierenden Jazzrock der unprätentiösen Art spielte, bis mit Mike Ratledge auch noch das letzte Originalmitglied ausstieg.

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