200 Sachen – Reich und schön

Wiesbaden ist die Perle des Rheingaus. Die hessische Metropole ist pittoresk bis zum Gehtmchtmehr, ihre Bewohner sind nicht selten unfaßbar posh. und es gibt tatsächlich einen Stadtteil, der „Eigenheim“ heißt. 200 Sachen, eine Vier-Jungs-ein-Mädchen-Band, kommen auch aus Wiesbaden, und, da sind wir jetzt mal gerne fies, sie machen die Art Rockmusik, die man in Wiesbaden halt für frech, keck oder gar flott hält. Das sei ihnen unbenommen. Aber weil man ja bekanntlich erst mal Geschmack haben muß, wenn man darüber streiten will, gilt es ohne Umschweife zu konstatieren: Ihr Album reich UND schön ist ein Desaster, es ist Mia in ganz doof und Wir sind Helden in richtig blöd, es ist ein Klang-gewordener Backfisch, mit bedrückend biederen Gitarrensoli, die mindestens seit 1983 auf dem Index stehen. Des Weiteren lästig: die ebenso begnadet belanglosen wie bedrückend einfältigen Texte, die Sängerin „Katta“ mit genial aufgesetzter Zickigkeit in die Welt tratet. Kostpröbchen aus diversen Liedern: „Video raus, Abenteuer rein, schmeiß die Kiste aus dem Fenster […], denn wir brauchen viel Platz, um voll im Leben zu sein… Ich rüttel mich, ich schütlel mich, ich erfinde mich ganz neu für dich […] hob ein Burnout auf der Netzhaut, die Tür geht auf und ich renne raus aus meinem Lebenslauf.“ Verantwortlich für diesen Blödsinn sind 200 Sachen natürlich selbst; eine gewisse Mitschuld müssen wir aber auch Judith Holofernes in ihre spezialdemokratischen Gummistiefel schieben – ohne Wir sind Helden hätte ein Major einen solchen Schrott sicher nicht ins Programm gehievt. Was hilft, ist das: Beine so schnell wie möglich in die Hand nehmen, weqrennen. Sonst Ohren essen Hirn auf.

www.200sachen.de