S.Y.P.H. -1

Der Zahn der Zeit konnte Harry Rag und seinem immer wieder neu aufgestellten Flaggschiff S.Y.P.H. noch nie etwas anhaben. Und so ist es auch keine große Überraschung, daß die Band – neben Rag sind diesmal Jojo Walter, Werner Harscheid (Xing. Lee „Scratch“ Perry & Sooncorne], Chris Eckman [The Walkabouts], Wolly Düse (Rausch, Cowboys On Dope], Michael Springer [Phanton, Phonoplay) aktiv beteiligt – auch diesmal wieder die Kurve kriegt. Gleich der Opener, das herrlich stumpfe „Monorock“, zeigt, wie groß die Motivation bei S.Y.P.H. noch immer ist, mehr als nur an der Oberfläche des eigenen, über die Jahre immer wieder stark gewandelten Musikverständnisses zu kratzen. Dabei ist -1 nicht weniger anstrengend und fordernd als die S.Y.P.H.-Alben der letzten 25 Jahre. Ein Track wie „Sunomono“ ist eben nicht dafür gemacht worden, mal schnell im Vorbeigehen konsumiert zu werden. Harry Rag und seine Mitstreiter verlangen dem Zuhörer auch heute alles ab. Ob nun beim reichlich bescheuerten, textlich nah am Abgrund entlanggleitenden „Alpski Reggae“ oder beim an den schmucklosen S.Y.P.H.-Sound der frühen 80er erinnernden „Du bei mir“. Man kann Rag vieles vorwerfen, vor allem das bewußte Verschwenden von Talent, vereinnahmen läßt er sich aber nicht. Die Musik von S.Y.P.H. ist keinen Deut weniger sperrig als sonst. Es gibt nicht viele Bands, deren Musik die Zeit weniger anhaben konnte. In Zeiten freudig drauflosschrammelnder, substantiell aber meist wenig begüterter neuer Gitarrenhelden sind S.Y.P.H. mit ihrerwunderbaren, konsequent durchgehaltenen Verweigerungshaltung mindestens so wertvoll wie vor einem Vierteljahrhundert. VÖ: 3.3.

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