Revolting Cocks – Cocked And Loaded

Eigentlich ist es ein Wunder, daß Al Jourgensen überhaupt noch irgendetwas auf die

Reihe bekommt: Der Mann ist seit über 20 Jahren bekennender Heroin-User, sieht aus wie der Yeti und hat seine Stammband Ministry nach allen Regeln der Kunst in den Ruin geführt. Umso erstaunlicher, wie zynisch, bissig und konzentriert ersieh auf dem ersten Revolting-Cocks-Album seit Linger Ficken Good (19931 gibt. Mit großartigen Coverversionen von „Dark Entries“ (Bauhaus) und „Fire Engine“ (Iggy Pop) sowie acht Eigenkompositionen zwischen knallhartem Industrial-Rock und grotesken Ausflügen in Lounge-Musik, Hardcore und 70er-Jahre-Stadion-Rock. Dabei inszeniert Jourgensen am liebsten infernale Klanggewitter mit verzerrten Gitarren, grollenden Sequenzern und manischem Kreisch-Gesang. Ein musikalischer Torso, der die Gehörgänge malträtiert, sich ins Kleinhirn fräst und keine Widersprüche duldet. Sei es im wütenden, Bluesgetränkten „Prune Tang“ im dreckigen Goth-Rock „Pole Grinder“ oder im ultrafiesen „Jack In The Crack“, wo das metallische Grundthema immer wieder durch Samples aufgebrochen wird. Höhepunkte sind das groteske Lounge-Szenario „Ten Million Ways To Die“, das von relaxtem Swing in anarchischen Krach umschlägt – während ein Nachrichtensprecher über die Schönheit der Welt und ihre systematische Vernichtung sinniert. Ähnlich skurril: „Revolting Cock Au Lait“, indem das Grundthema aus „We Will Rock You“ von Queen mit Sprachsamples aus US-Fernseh-Soaps garniert wird. In „Viagra Culture“ machen sich Jourgensen & Co. über die Sieger-Mentalität ihrer fellow Americans lustig. Ein gekonntes Persiflieren, 5ezieren und Vorführen. Übrigens mit illustren Gästen, zu denen nicht nur Gibby Haynes (Butthole Surfers) und Jello Biafra (Dead Kennedys) zählen, sondern auch Billy Gibbons (ZZ-Top) und Robin Zander (Cheap Trick). Ob die wissen, worauf sie sich hier eingelassen haben?

www.revoltingcocks.com