Placebo :: Meds
Rock: Das Trio kehrt zu seinen Wurzeln zurück -und schreitet sofort zur Behandlung.
Drei Ideen gibt es, von denen eine lebendige Rockband unbedingt die Finger lassen sollte. Denn eine Live-DVD eignet sich, wie eine „Best-OF“-Sammlung und ein Cover-Album auch, hervorragend als Grabstein für jede Karriere. Placebo pfeifen auf solche ungeschriebenen Regeln des Rock, ihre letzten Veröffentlichungen waren: eine Live-DVD (aus Paris!), eine „Best-Of“-Sammlung (mit allen Videos!) und COVERS (wo u.a. „Daddy Cool“ von Boney M. zu unverhofften Ehren kam). Daß es der Band nicht geschadet hat, lag am starken 2004er Album sleeping with GHOSTS. Wer so rockt, ist nicht tot. Im Gegenteil: Auf MEDS kommen die kompakten Placebo-Kompositionen noch ein wenig schlanker daher – ohne elektronische Hilfmittel, dafür mit mehr handgemachtem Krach. Von der Single, dem langsam sich beschleunigenden „A Song To Say Goodbye“, soll man sich nicht tauschen lassen: Es knallt, funkt und rast. „Drum drivcn“ nennt Schlagzeuger Steve Hewitt das Album stolz, „gitarrenlastig“ Gitarrist Stefan Olsdal – und Brian Molko meint, selten sei sein Gesang so weit nach vorne gemischt worden. Das wird wohl Elood gewesen sein, der Große Mischer, denn alle drei haben recht: So pur, durchtrainiert und unverzuckert haben wir Placebo seit „Bruise Pristine“ nicht mehr gehört. Seine üblichen Gruselskizzen von Verlust („Space Monkey“), Angst („Cold Light Of Morning“) und Verlustangst trägt Brian Molko noch immer mit der süßen Qual der „teenage angst“ vor, allerdings läßt er’s inzwischen auch gerne mal croonen. Umso bedauerlicher, daß Placebo vor lauter kraftstrotzender Vitalität das verhaltene Pathos abhanden gekommen ist, daß es für wirklich große, melodramatische Balladen braucht. Aber WITHOUT YOU I’M NOTHING gibt es ja schon und war, wer weiß, vielleicht nur ein schreckliches Mißverständnis.
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