My Latest Novel – Wolves

„And if you complain once more you’ll meet an army of me.“(Björk)

Ähnlich wie die gewissermaßen nostalgisch-martialisch über Stock und Stein in jedermanns Lieblingsplattenhitparaden marschierten Arcade Fire und die sich noch ein gutes Stück näher an die Apokalypse herandonnernden Godspeed! You Black Emperor verstehen es auch My Latest Novel aus der schottischen Schwerindustrie-Brache Greenock [inzwischen nach Glasgow verzogen), einen ordentlichen Volksaufstand in unsere guten Stuben umzuleiten. Der Auftakt mit dem Titel „Ghost In The Gutter“ ist mit mächtigem Paukenschlag. Volkstheater-Chor, aufgewiegelten Geigen und sonst einigem ouvertürischen Gedöns ein Marschbefehl für dieses Debüt, kriegt sich aber nach viereinhalb Minuten zu einem swingenden Echtholzjazz-Schunkler ein, in dessen Verlauf die Herren in der Band die Köpfe zusammenstecken und wiederholt „The ghost in the gutter doesn’t really matter“ raunen. Mehr Libretto ist erst mal nicht. Nach diesem großen Vorhang für WOLVES schallen und Schalmeien die fünf Schotten munter weiter in relativer Nähe zu dem. was in diesen, durch folklonstisches Trara, Trommel und Aufwirbel aufgerichteten Tagen vor allem aus Kanada zu uns herübergaloppiert. Allerdings tun sie das nicht mehr so opulent, alsbald auch aus dem Marschrhythmus ausbrechend, in feineren Gesten und kleinen, lieblichen Ausflüchten im Arrangement, aber dennoch weiterhin mit dem unbedingten Fatalismus, dem Mysterienspiel und dem ausgeprägten Gespür für Tragik, das dieser Musik so gut steht. Um hingegen tatsächlich den mit so vielen Wassern gewaschenen Belle & Sebastian nahe zu stehen, mit denen sie schon viel zu oft verglichen wurden, scheinen die Hügel ringsherum zu weit an den Himmel heranzureichen. Der Horizont ist bei My Latest Novel eng im besten Sinne. Und Pop einfach nur ein anderes Wort für Freude am Lebendigsein.

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