Adam Green – Jacket Full Of Danger :: Viva Las Vegas!

Sentimental, sonderbar, hochmelodisch – die neue Green läßt kaum Wünsche offen. Er sang hei Herrn Schmidt im Fernsehen, wurde bei Suhrkamp verlegt, durch die rätselratenden Feuilletons gereicht und enterte auch noch die hiesigen Charts. Adam, ein postmoderner Kai aus der Kiste mit offenem Mund und schwer rezipierbaren Texten. Adam vom Talk-Show-Olymp. Er verkaufte das Staunen, das alle haben wollten in einer Zeit, die zu schnell und zu blöd fürs Staunen ist. Friends Of Mine, die erste Adam-Green-Platte der neuen Zeitrechnung, die nur wenig noch mit den tollen Moldy Peaches zu tun hatte, war eine Songkollektion von klassischem Zuschnitt und einigermaßen verwirrend, tieftraurig und von spätpubertärem Trash durchzogen, kurz: eine Platte, die nur ein paar Szenegänger hätte becircen dürfen. Sie wurde talk ofthe town. Jacket Full Of Danger greift nach dem etwas eilig hingeworfenen Gemstones wieder Elemente von Friends Of Mine auf. Die Gnomes dürfen nur noch ab und an im Honky Tonk planschen. Jane Scarpantoni zauberte die Streicherauftritte, beschwingt-beschwert. 30 Minuten, 15 Songs, hohe Melodiedichte, präzise Arrangements, Wendungen und Pirouetten hat’s auch hier wieder, Green findet die Songs zu den Dingen, die ihm im Minutentakt durch den Kopf rauschen: „I like drugs I love them so /I like to linger in the alley way“. Dazu gibt’s eine musicalreife Melodie. So soll es sein. Seine besten Momente hat er in den leisen, zurückgenommenen Beiträgen, „Cast A Shadow“, „Hairy Women“. Songs, die wir uns von Adam Green gewünscht haben. Er singt aber auch Lieder, die andere Menschen mit 60 auf sentimentalen Lebensrevueplatten veröffentlichen, er packt dieses sonore Entertainer-Timbre aus, mit dem man Las Vegas in einer Minute und 33 Sekunden einschmelzen kann. Bei „Jolly Good“ wird’s hollywoodesk, ein Song, aufgetragen auf dem süßen Singen der Geigen und dem Wandern des Basses. Dann fällt die Heiterkeit des Tages von ihm und Green in die Löcher seiner Imagination. „Watching old movies in the evening time / how come the sun going down / how you’re gonna leave me when the morning comes“. Alttestamentarisches Timbre, die Gitarre bebt. Adam Green ist Nick Cave. Auch das eine Fata Morgana aus den zahlreichen herrlichen Live-Shows. Eine Platte, die weniger verspricht, als sie hält. Mehr konnte Green diesmal kaum leisten. Nur Staunen muß man darüber jetzt nicht mehr. www.adamgreen.net