Joe Cocker :: Mad Dogs & Englishmen
Blues: Die Neuauflage des legendären Konzertmitschnitts von 1970.
Es gab mal eine Zeit – die Älteren werden sich vielleicht erinnern -, da hing Joe Cocker noch nicht bei „Wetten, dass…““ oder bei unsäglichen Oldie-Shows ab. Da wurden mit seiner Musik noch keine Sparkassenbetriebsfeste und Bierdimpfelwerbespots beschallt. Da war der Mann einer der wenigen Lichtblicke beim ansonsten ziemlich unsäglichen Woodstock-Festival anno 1969, da sang er „With A Little Help From My Friends „. wie es sonst niemand tat: als Blues eines Underdogs, ein Krächzen aus tiefster Seele und übervollem Herzen. Im Frühjahr 1970 zog er mit einer mad dogs & englishmen genannten Karawane durch die USA, trat mit einer Elf-Mann-Band unter der Leitung Leon Russells sowie einem zehnköpfigen Chor unteranderem in New Yorks Fillmore East sowie im Santa Monica Civic Center zu Los Angeles auf, bereits im Herbst erschien das zugehörige Doppelalbum, das jetzt, dreieinhalb Dekaden später, in der verdienstvollen Deluxe-Edition-Serie von Universal neu aufgelegt wird. Die Doppel-CD enthält reichlich Bonustracks, hinreißende Versionen der Beatles-Klassiker „Let It Be“ und „Something “ darunter, Bob Dylans „Girl From The North Country“ und „The Weight“ von The Band, dazu ein paar Solospots von Leon Russell und Gitarrist Don Preston und einige Ausschnitte aus Studio-Sessions. Doch sind es nicht die Songs, nicht die Begleiter, die dieses Werk adeln. Es ist Joe Cocker, der dem instrumentalen und vokalen Overkill trotzt, seine Seele auswringt, jeden Song singt, als wäre es sein letzter. Wir erleben einen von Alkohol und Drogen gebeutelten Performer auf der Höhe seiner Kunst. Daß er nach dieser desaströsen Tour nur noch ein paar Dollar fuffzich auf der Naht hatte, daß dies im Grunde der Anfang vom Ende war, ist ein Witz. Ein verdammt trauriger allerdings.
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