Kraftwerk :: Minimum Maximum

Als die geheimnisumwitterten Einsiedler aus Düsseldorf im vergangenen Jahr nach mehr als einer Dekade überraschend auf Welttournee gingen, kam das in etwa der Situation gleich, als hätte sich einst der bakteriophobe wie menschenscheue Multimillionär Howard Hughes mit einem .Bitte anfassen“-Schildaufden New Yorker Times Square gestellt. Daß der Mythos von Elektronikpioniertaten noch immer an Kraftwerk haftet wie Stahl auf Magnet, ließ Konzerthallen im Nu voll werden und führte zu zwei weiteren künstlerischen Lebenszeichen: Nach dem gleichnamigen 2-CD-Set vor wenigen Monaten folgt mit Minimum Maximum nun das ebenfalls doppelt geratene DVD-Gegenstück. Auch wenn an den 20, in diversen exotischen Locations rund um den Globus aufgezeichneten Klassikern rein musikalisch nichts zu bemängeln wäre, sich sogar auf Anhieb neue Soundgimmicks ausmachen lassen, so enttäuschen Ralf Hütler und Florian Schneider-Esleben doch einigermaßen, was die visuelle Komponente anbelangt. Viel fürs Auge offerieren die wie immer in makellosen Anzügen wie Schaufensterpuppen agierenden Veteranen im Gespann mit ihren beiden aktuellen Helfershelfern, Fritz Hilpert und Henning Schmitz, nicht gerade: bis zur katatonischen Starre unbewegliche Akteure hinter identisch edlen Laptops, den einen oder anderen allen Videoclip I.Jhe Model“! sowie recht sparsame Lichteffekte und Computeranimationen. Zyniker haben da schnell hämische Kommentare parat, ob der verlorengegangenen Vorreiterposition innerhalb des elektronischen Musikzirkels. Doch Vereinfachungen greifen bei den Mensch-Maschinen nicht – dazu sind sie zu clever, zu abstrakt und völlig jenseits üblicher Popkategorien. Immerhin: Als Bonus findet sich die für Kraftwerk-Verhältnisse fast schon euphorisch geratene Performance bei den MTV Awards 2003 in Edinburgh. Wer die Wirtschaft ankurbeln möchte, für den liegt noch die luxuriöse Blechdosen-Box NOTEBOOK parat, gewissermaßen die komplette Werkausgabe von Minimum MAXIMUM mit sämtlichen DVDs. CDs sowie einem dicken Booklet.

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