Siouxsie And The Banshees

The Scream

Punkrock-Primitivisten am Werk: panisch, packend, paranoid.

Sie war die Hohepriesterin der Brit-Punk-Posse, die schwarz gewandete Urmutter der Gothic-Jünger – und eine begnadete Selbstdarstellerin: Susan Dallion, besser bekannt als Siouxsie Sioux, fiel selbst im apokalyptischen Getöse des Sommers 1978 auf. „Hong Kong Garden“ hieß die Debütsingle, die sie mit ihren Banshees Steven Severin [bg] John McKay [g] und Kenny Morris, der einen gewissen Sid Vicious am Schlagzeug abgelöst hatte, im August jenes Jahres herausbrachte: ein ungelenkes, dabei aber seziermesserscharfes, tief ins Fleisch schneidende Etwas, irgendwo zwischen Punkrock und den verstörenden Klangexperimenten der frühen Cabaret Voltaire. Das ein Vierteljahr später erscheinende Debütalbum THE SCREAM hielt, was die 45er versprach. Siouxsies Stimme heulte in der Tat wie jene irischen Geistergestalten, die Banshees, nach denen sich die Band benannt hatte; die eher rudimentären instrumentalen Fertigkeiten der Beteiligten sorgten – ähnlich wie bei den Slits – für einen primitiven, aber faszinierenden Groove. Zentrale Stücke des Albums waren eine kaputte Version des Beatles-Bebens „Helter Skelter“ sowie „Metal Postcard“, inspiriert von einem Bild des Künstlers John Heartfield. Zehn Songs, 39 Minuten – und der Hörer bleibt so irritiert zurück wie vor 27 Jahren. Die zweite CD enthält zwei John-Peel-Sessions, einige Demos sowie die Singles „Hong Kong Garden“ und „The Staircase“. Auch dafür gilt: panisch, packend, paranoid. Entdecken Sie dieses schaurig-schöne Werk neu und ich verspreche Ihnen: Sie werden sich in Zukunft nachts im U-Bahnhof noch häufiger umblicken.

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