Half Man Half Biscuit – Achtung Bono

Mit der Band aus dem nord-englischen Birkenhead erlaubt man sich einen richtig tiefen Griff in die Kultkiste. Half Man Half Biscuit haben nie so funktioniert, wie es sich nach den Regeln des Geschäfts gehört. Ihr Debüt BACK IN THE DHSS (1985) war ein Indie-Renner und erfreute mit Gassenhauern wie „Time Flies By [When You’re A Driver Of A Train]“. Ein Jahr später, als alle an das nächste große Ding dachten, verzichtete Songschreiber Nigel Blackwell auf lukrative Fernsehauftritte zugunsten eines Besuchs im Fußballstadion und löste die Band danach auf. Als der Hype verflogen war, trommelte er 1990 einige Mitglieder wieder zusammen. Seitdem arbeitet Blackwell mit Gelassenheit am Zeitgeist vorbei. Heute wirkt der Sound der Band deshalb immer noch so punkig-unprofessionell wie vor 20 Jahren, als Leute wie Camper Van Beethoven und die Mekons im Rock-Untergrund Zeichen setzten. Den feinen Unterschied machen ganz klar Blackwells Texte, die besonders Freunden britischer Kultur zu empfehlen sind. Aber nicht nur. Wem sind sie zum Beispiel nicht schon im Straßenbild aufgefallen, all die verwirrten Menschen, die T-Shirts mit Ramones-Muster einfach nur deshalb tragen, weil es modisch hip isl? Denen empfiehlt Blackwell die Anschaffung von Ofenhandschuhen mit dem Muster des Covers von Joy Divisions Album unknown pleasures. Denn was könnte geschmackvoller sein, als Essen mit Hilfe einer Erinnerung an tote Musiker zu servieren? Ganz großartig ist „Corgi Registered Friends“. in dem Blackwell zunächst seine Meinung über passionierte Modellautofreaks kundtut („I’ve seen hotograms with more substance than you“) und dann als Spielverderber auftritt {„stick piss in your Volvo“]. Schließlich sollte folgende Zeile nicht unerwähnt bleiben: „Oh, help me Mrs. Meddlicot, I don ‚t know what to do,/I’ve only got three bullets and there’s four of Motley Crüe“. Die zuverlässigste Medizin gegen schlechte Laune, gepaart mit Witz und Genialität.

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