Nick Mason :: Inside Out. Mein persönliches Porträt von Pink Floyd
Ein Blick in die inneren Angelegenheiten der Großgeheimniskrämer. Aus erster Hand und (weitgehend) zum Schieflachen.
Es ist einer dieser schweren, opulent bebilderten Schinken, die man gern durchblättert und dann zum Verstauben ins Regal hievt. Nur daß man diesen Schinken nicht mehr aus der Hand legen mag. wenn man einmal reingelesen hat (gut: es hilft, Pink-Floyd-Freund zu sein). Dabei ist Inside Out keine sensarionstrielende Kollektion haarsträubender Bekenntnisse. Sondern einfach die wunderbar lakonisch und anekdotenreich erzählte und fabulös bebilderte (Privatarchive gaben Sonderbares preis) Innenansicht des Making Of einer überlebensgroßen und mythenumrankten Riesenband, die nebenbei auch noch einen amüsanten/lehrreichen Einblick in 40 Jahre Rockgeschäft bietet. Und das ist doch nicht schlecht für den Anfang. Nick Mason ist nicht nur der einzige Floyd, der von 1965 bis heute ohne Unterbrechung dabei war; zum Chronisten qualifiziert den Drummer auch seine Position in der Band als ruhender Pol inmitten der Ego-Karambolagen von Roger Waters und David Gilmour. Inside Out ist ein Triumph des Understatement. Zu keiner Zeit hat man das Gefühl, hier tätschle einer seine Eitelkeiten oder müsse offene Rechnungen begleichen. Mason hat sichtlich Vergnügen daran, mit britisch-trockenem Humor Mythen zu entzaubern und Bilder geradezurücken. Gleichzeitig aber gerinnt der selbstironische Grundton nicht zur Masche, kommt Mason seiner Sorgfaltspflicht nach (wenn er sich mit einer Erinnerung nicht sicher ist, weist er daraufhin oder beruft sich auf abweichende Sichtweisen von Kollegen). Er drückt sich nicht um die haarigen Passagen (dem Niedergang von Syd Barrett steht er damals wie heute ratlos und mit einem Batzen Schuldgefühl gegenüber), bohrt aber auch nicht tief in mühsam heilenden Wunden: Wer sich „die ganze Wahrheit“ über den Konflikt mit Roger Waters erhofft, wird enttäuscht. Inside Out ist kein Enthüllungs-, sondern ein faszinierendes und endlos vergnügliches Erinnerungsbuch. Die deutsche Übersetzung fällt gegenüber dem brillant und streckenweise zum Hinlegen komisch geschriebenen englischen Original naturgemäß ab, bleibt aber im Bereich des Akzeptablen.
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