Lil‘ Kim – The Naked

Ende September glaubte man seinen Augen nicht zu trauen, als ausgerechnet das Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ mit Lil‘ Kim autmachte. Die baddest bitch in da biz mit der unvergleichlich scharfen Zunge und dem frontalen Rotlichtimage kam zu dieser Ehre, weil es zur Zeit einen Aufhänger gibt, der nichts mit der Musik zu tun hat. Kim ist die erste Rapperin von Rang und Namen hinter Gittern – dagegen verblaßt für viele die nackte Wahrheit einer neuen Albumveröffentlichung. Einen schlappen Absatz hat die Tageszeitung dem gewidmet, was auf the naked truth zu hören ist. Dabei hätte allein schon die Single „Lighters Up“ überdurchschnittlich hohe Aufmerksamkeit verdient. Einen besseren Song hat die kontroverse Frau bislang noch nicht veröffentlicht. Die Art und Weise, wie Rap und Reggaesounds sich darin gegenseitig zu großem Pop aufschwingen, verdient Applaus. Produziert wurde das gute Stück von Scott Storch, der prominentesten Figur, die Kim an die Regler gelassen hat. Sonst treten vermehrt unverbrauchte Talente auf den Plan. Auch die Liste der Gastredner ist mit Snoop Dogg. The Game und Twista nicht übermäßig üppig ausgefallen. Kim muß nun einmal mit einigen Leuten abrechnen und braucht den meisten Raum für sich. Die Diatribe „Shut Up Bitch“ handelt von Zeitgenossen, die noch immer ihr Talent bezweifeln und stattdessen an eine Marionette glauben, die von fremdem Rat abhängig ist. Es folgen weitere saudreckiggroßartige Tracks. „Durty“ überzeugt wiederum mit Reggae-Input, „Kronik“ ist ein fieser und tanzbarer Funk-Jam, und mit „Quiet bewegt sich Miss Jones recht sicher im Revier eines Eminem. Von den über 75 Minuten auf diesem Album überzeugen insgesamt immerhin zwei Drittel. Eine Ausbeute, die reicht, um sie während ihrer einjährigen Haftstrafe im Gespräch zu halten – aus musikalischen Gründen, um das noch einmal ausdrücklich zu betonen.

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