Babyshambles – Down In Albion :: Stay Off The Crack!

Wahrscheinlich werden viele Rezensionen des Babyshambles-Debüts damit losgehen, daß es ein verdammtes Wunder ist, daß dieses Album überhaupt fertig geworden ist, wo doch Pete Doherty so ein bedauernswerter Mensch ist, der sein Genie und seine Kreativität an seine Crackabhängigkeit verschwendet. Es ist aber überhaupt kein Wunder, daß Down In Albion jetzt erscheint, denn es ist nicht fertig. Vieles auf diesem Album bleibt ungreifbar, skizzenhaft, angedeutet, roh, bricht ab, bäumt sich auf gegen einen unsichtbaren Feind, um dann in die Gegenrichtung zu flüchten und in der Stille zu enden, down in ALBION ist kein Libertines-Album, und Down In Albion ist auch künstlerischer Ausdruck eines musikalischen Genies, aber vielmehr noch Zustandsbeschreibung des Menschen, der dahintersteht, und der bleibt eben auch ungreifbar, skizzenhaft, angedeutet, roh, bricht ab, bäumt sich auf gegen einen unsichtbaren Feind, um dann in die Gegenrichtung zu flüchten und in der Stille zu enden. Was viele nicht einsehen wollen: Die Persönlichkeit Pete Doherty ist untrennbar mit dem Musiker Pete Doherty verbunden. Oder anders: Wäre Doherty kein Genie, würde er keine Drogen fressen und umgekehrt. Es geht hier nicht um die Glorifizierungeines Crackheads und seiner Kokserfreundin. Es ist Heuchelei, wenn die, die so clever sind, ihr Privatleben nicht öffentlich zu machen, jetzt mit den Fingern auf Doherty zeigen, nur weil der so unclever ist, sein Privatleben öffenlich zu machen. Es ist Unsinn, zu behaupten, die Privatsphäre eines Musikers habe nichts mit seiner Musik zu tun. Seit Elvis ist der Singer mindestens genauso wichtig wie der Song, seit Elvis werden Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen auf Popstars projiziert, als Ersatz für ein echtes Leben, du kannst auch Sex &. Drugs & Rock’n’Roll dazu sagen. Die Babyshambles sind die folkige, akustische, sanfte, unaggressive, swingende, shuffelnde Ausgabe der Libertines. Und Down In Albion hat ein paar echte Hits anzubieten. Vor allem die Singles: Das augenzwinkernd-autobiographische „Fuck Forever“ mit seiner Jetzt-erst-recht-Attitüde bleibt einer der großartigsten Songs des Jahres, „Killamangiro“ ist die perfekte Indie-Rock- Hymne und die neue Single „Albion“ eine herzerweichende Ballade. In „Back From The Dead“ schafft es Doherty, Text und Musik zu einer Einheit von tragischer, hoffnungsloser Schönheit zu machen. Und in „The 2nd Of October“ stecken ein paar hübsche Monkees-Referenzen. Die scheinbare Uneinheitlichkeit des Albums wird katalysiert durch die rohe Nicht-Produktion von Mick Jones (The Clash), der die Band wahrscheinlich einfach hat drauflosspielen lassen. Die Texte sind kaum chiffrierte Botschaften. Es geht um Loyalität und Freundschaft, um Crack und um „Lebelle et lebete“ — im Duett mit Kate Moss über – haha – die Schöne und das Biest. Es geht um Selbsterkenntnis. Alle Erkenntnis ist Theorie. Aber das Leben hält sich nicht an Theorien. Und Pete Doherty kann nicht anders.

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