Dirty Three – Cinder

Man hat ja inzwischen seine Vorstellung von einem Track dieser Band. Meistens ist es so, daß sich der Rhythmus wie beim Trauermarsch dahinschleppt und Frontmann Warren Ellis an der Geige einen Fieberrausch erlebt. Im Extremfall kann sich dieses Procedere schon einmal in die Überlänge ziehen. Dieses Mal erscheint vom Aufbau her alles anders zu sein, denn die Musik teilt sich in sage und schreibe 19 Tracks auf. Allerdings bedeutet das nur oberflächlich betrachtet eine Abkehr vom bisherigen Stil. Die ersten fünf Titel sind in puneto Ruhe und Beschaulichkeit miteinander verbunden und wirken zusammengenommen wie ein Epos. Erst mit „Doris“, der sechsten Aufnahme, nähert man sich der üblichen Marke, was Phonstärke und Intensität angeht. Doch im Gegensatz zu seinen Gepflogenheiten läßt Eüts, Gefolgsmann von Nick Cave und aktuelles Mitglied der Bad Seeds, die Zügel diesmal selbst in extremen Momenten nicht bedingungslos schleifen. Hier und da mischen sich sogar zugängliche Elemente in die Musik. Folk-Andeutungen verleihen einem Track wie ‚The Zither Player‘ klare Klangidentität. Einmal singt sogar jemand, nämlich Chan Marshall alias Cat Power in „Great Waves“. Auch Dirty Three müssen einmal damit anfangen, Singles auszukoppeln. ‚Häresie!‘, hört man die Fans angesichts gestiegener Hörbarkeit blöken. Sie sollten sich ihre Suaden sparen. Dirty Three haben hier endlich eine Platte vorgelegt, die nicht nur in Erstaunen versetzt, sondern den Hörer auch in ihre Welt einlädt. Meisterwerk vielleicht? Für wahr eine schnöde Vokabel. Aber sie will nicht aufhören zu passen. VÖ: 17.10.

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