Vashti Bunyan – Lookaftering

Um Vashti Bunyan war zwischenzeitlich eine Art Entdecker-Wettstreit entbrannt. Bob Stanley von St. Etienne erinnert gerne daran, daß die frische Popularität der mirakulösen britischen Folk-Sängerin und ihres wiederveröffentlichten Albums Just Another Diamond Day (1970) nicht zuletzt seiner Werbetätigkeit zu verdanken sei. Stanley hat einen Song mit Vashti Bunyan gemacht, er taucht auf Lookaftering nicht auf. Devendra Banhart erzählt in Interviews gerne, wie er eigene frühe Songs seiner Ikone Vashti vorspielte, um sich als Künstler zu vergewissern, er sang mit Vashti Bunyan den Titelsong von Rejoicing in the hands. Zuletzt ist ein Vasthi-Kult entstanden, der sich um die vom bösen Manager Andrew Oldham im Stich gelassene Sängerin und deren Reise ins große Hippie-Traumland rankt (eine Reise mit Pferd und Wagen, von der sie. so scheint’s, lange nicht zurückkam). Die Zeichen standen also gut für ein cooles Comeback: 35 Jahre nach ihrem einzigen Album hat Vashti Bunyan eine durchweg stille Songkollektion mit Max Richter [Piano, Co-Produktion) aufgenommen. Muß das in solchen Fällen so sein, daß Lieder immer wie geronnene Impressionen dastehen (der Tod des Bruders, die Ängste der Mutterschaft) und die Instrumentalpassagen alles Zarte der Welt beschwören? Streicher, Oboen und Flöten, tretet hervor, aber nicht zu deutlich, dies ist die Platte einer Spinnwebenfrau. Und jeder Ton kann zerstören. Die Stimmen des britischen Folk-Revivals der späten 60er und frühen 70er – Sandy Denny, Jacqui Mc Shee von Pentangle und Bridget St. John – besaßen allesamt etwas Reifes und Starkes, sie konnten zu tragenden Säulen in manchmal wackeligen Songgebäuden werden. Bei Vashti Bunyan dreht sich der Gesang nach innen, man hat ständig das Gefühl, als wolle die Sängerin genausoviel von sich verbergen, wie sie in die Welt tragen möchte. Eine Stimme, von der nicht zu sagen ist, ob sie einer 17- oder einer 57jährigen gehört, eine Platte, bei der man auch kaum weiß, ob sie 1970 oder 2005 aufgenommen wurde. Und natürlich sind auf diesem Album Devendra Banhart und ein Haufen guter Freunde zu hören (Kevin Barker, Joanna Newsom. Adam Pierce von Mice Parade). Und damals wie heute war Robert Kirby dabei, der Streichermeister von Nick Drake. VÖ: 17.10.

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