Bertrand Burgalat – Portrait Robot

Ein bißchen unheimlich ist dieser Mann. Vom Cover seines Albums glotzt ein Phantombild herab. Es zeigt Bertrand Burgalat selbst, schmallippig und streng gescheitelt. Und dann das Booklet: Auf der ersten Seite ranken sich kleine Äderchen empor. Daneben die Computertomographie eines Gehirns. Alles Aufnahmen von Burgalats Innerem. Offensichtlich verfügt der Franzose über einen Exhibitionismus der besonderen Art. Während andere ihren Körper zeigen, legt er offen, was sonst Haut und Knochen verbergen: Bilder, die durch ihre Nüchternheit verstören. Solche Momente bleiben in seinen Songs zunächst verdeckt irgendwo hinter der Fassade von Softpop und Easy Listening. Betrand Burgalat war schließlich immer ein Mann fürs Vordergründig-Weiche. Schon seine Zunge eiert, wenn er singt, und sondert schwammige, runde Worte ab. Er nuschelt und lallt auf Französisch. Sogar sein Englisch klingt verwaschen. Dazu passend formen ihm auf portrait robot Streicher und Keyboard einen sonor plätschernden Untergrund. Bisweilen klagt eine Oboe, tönt ein Hörn oder eine Trompete. Doch sie fugen sich ein. laufen mit wie Kinder beim Schulausflug. Das Idyll des Chansons durchbrechen sie nicht. Und so greift das Album an vielen Stellen auf das zurück, was Burgalat den Beinamen „französischer Phil Spector“ einbrachte: Die Sounds sind satt und mondän, vollgepumpt mit Effekten und symphonischen Arrangements. Richtig groß klingt Burgalat erst dann, wenn er diesen Fluß stoppt. Wenn sich wie auf „Ripples“ Elektro-Collagen an seiner Stimme reiben. Wenn Beats wie kleine Stolpersteine durch den Klangbrei purzeln. Wenn es scheint, als wüte Syd Barrett durch einen Schmusesong von Air Dann kommt hoch, was im Schatten eines jeden Idylls lauert: das Unbewußte, das Verstörende, die Angst. VÖ .24.10.

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