Die Vermessung der Welt
Er ist 1975 geboren, sieht gut aus, schreibt Kurzgeschichten und Romane, einen nach dem anderen; der erste erschien, als er gerade mal 22 war – eigentlich wäre Daniel Kehlmann ein idealer Rekrut für die Popschreib-Kanonenfuttertruppe. Und doch ist noch niemand auf die Idee gekommen, ihn in die üblichen Listen einzusortieren: höchstens als rettende Alternative fällt da mal sein Name. Der Grund ist erfreulich: Der Mann schreibt einfach zu unberechenbar, „klassisch“ und vor allem: zu gut. Und was bringt ein Buch über Alexander Humboldt und den Mathematiker Carl Friedrich Gauß von einem, der mehr von Nabokov als von Bukowski gelernt hat, in den ME? Die Tatsache, daß dieser Roman pure Musik ist: ein rasantes, meisterhaft durchkomponiertes Stück über Wahnsinn, Wunderlichkeit(en) und die Krümmung der Welt, wie es ein T. C. Boyle gern schreiben würde, wenn er annähernd soviel Ahnung von Rhythmus, Klangfarbe. Dynamik und absurder Bizarrerie hätte. Eine furiose, mitreißende Etüde, bei der man sich mit offenem Mund unter den Tisch lacht, bis (am Ende) die Tränen kommen.
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