The New Pornographers – Twin Cinema

Das haben offenbar nicht alle mitbekommen: Die New Pornographers haben vor zwei Jahren ein Meisterwerk aufgenommen – Electronic Version, eine Platte, der zu huldigen Menschenpflicht sein sollte, eine kühne, umwerfend schöne Glitter-Pop-Phantasie, randvoll mit den unbeschwertesten, frischesten Sommersongs, die man sich denken kann. Daß diese Band immer noch so was wie ein Geheimtip sein soll, ist in etwa so einleuchtend wie eine Beach-Boys-Reunion ohne Brian Wilson. Also nochmal zum Mitschreiben: The New Pornographers kommen aus Vancouver, werden geleitet und angetrieben vom großartigen Songwriter A.C. Newman, umfassen bis zu neun Mitglieder, die alle auch in anderen Formationen Musik machen, was der Band einen gewissen All-Star-Status eingetragen hat. Twin Cinema ist ihr drittes Album, und es ist, diese Einsicht läßt nicht lange auf sich warten, rauher als seine Vorgänger, dunkler und sperriger. Die sonnige Bubblegum-Catchiness hat Platz gemacht für kantigere Songs. Es erfordert diesmal etwas mehr Aufmerksamkeit, bis sich einem die großen Pornographers-Momente enthüllen: Wie sich „The Bleeding Heart Show“ nach zweieinhalb Minuten plötzlich öffnet zu einem „Hey-La. Hey-La“-Choral, einer dieser triumphierenden, himmelsstürmenden, strahlenden, alles umarmenden Zielgeraden, in denen Newman seine Songs so gerne gipfeln läßt. Wie sich in „These Are The Fables“ auf einmal die Instrumente davonstehlen und das Feld kurz dem hämmernden Klavier überlassen. Wenn man in „Jackie, Dressed In Cobras“ zum ersten Mal die seltsam außerirdische Stimme von Destroyer-Meistergeist Dan Bejar vernimmt und die verdreht zuckenden Rhythmus-Gebilde seiner Songs (drei Stück hat er diesmal beigesteuert). Wenn man irgendwann auch noch ein „Lady Madonna‚-Piano in „Twin Cinema“ entdeckt und einen wahrhaftigen Genesis-Moment in „Stacked Crooked“, ist eh schon klar, daß die New Pornographers hier wieder nur Hits abgeliefert haben. Sie machen es uns nur nicht mehr ganz SO leicht.

www.thenewpornographers.com