Bill Evans – Soulgrass

Nichts gegen Gottvater Miles Davis. Aber vielleicht schwebte er ja gerade in der fünften Dimension, als er dem Saxophonisten Bill Evans ein Kompliment der Luxusklasse machte. „Er ist einer der größten Musiker, die ich je getroffen habe.“ Bill Evans auf einer Stufe mit John Coltrane, Wayne Shorter und Prince? Natürlich hat der Saxophonist seine unumstößlichen Meriten, die vor allem auf den Davis-Alben Decoy und The Man With The Horn erworben sind. Sobald Bill Evans hingegen auf eigenen Beinen stehen mußte, stieß er mit seinen Innovationen und Inspirationen schnell an die Grenze. Und so kehrt er immer wieder zu dem zurück, was er am besten kann: Fusion im Gleichlaufformat. Daß Evans dafür den genau richtigen, soft-elastischen Saxophon-Ton besitzt, hat er erst unlängst mit einem Live-Album bewiesen, auf dem er sich mit Randy Brecker furios duellierte. Bei Soulgrass waren jedoch wohl nun die Studio-Bedingungen dermaßen aseptisch, daß man sich einfach keine Blasen spielen konnte. Was besonders für den wieselflinken Banjo-Akrobaten Bela Fleck gilt, der neben dem alten Davis-Spezi John Scofield und dem gefälligen Pop-Tasten-Mann Bruce Hornsby von Evans angeheuert worden war. In einer Standard-Mischung aus Funk-Grooves, Jazz-Rock-Skalen und erdigen Folk-Einflüssen von Bluegrass bis hin zu keltischen Rumhops-Rhythmen präsentiert sich das Musiker-Fleisch zwar durchaus willig und virtuos. Doch der Geist war mehr als schwach. Da erstarrt selbst die Miles-Davis-Hommage „Jean Pierre“ in purer Nachspiel-Routine. Und“.Shenandoah Breakdown“ ist nicht mehr als eine aufgeputschte, temporeiche Nashville-Sause, zu der einem nur ein einfaches Song-Wort von Ex-Dead-Kennedy Jello Biafra einfällt: „Let’s Go Burn Ole Nashvitte Down“.

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