Julia Hummer And Too Many Boys – Downtown Cocoluccia

Wenn eine Schauspielerin eine Platte macht, steht sie ja grundsätzlich unter Verdacht. Daß da allzu oft mit der „Erfüllung eines langgehegten Traumes“ (was nichts mit Talent zu tun haben muß) ein irgendwie gearteter Star-Status augeschlachtet werden soll, ist leider kein Vorurteil. Jetzt ist Julia Hummer nicht im eigentlichen Sinne ein Star, und wer in den letzten Monaten offenen Auges durch die Welt gegangen ist, hat mit etwas Glück mitbekommen, daß die 25jährige, die man aus so bemerkenswerten Filmen wie „Die innere Sicherheit“ oder „Gespenster kennt, fast ohne Kommerz-, Promo- oder sonstweichen Ausschlachtungsquatsch durch die Gegend getingelt ist und Konzerte in kleinen Clubs gegeben hat. die so rotwangig charmant waren, daß man sie dafür nur ins Herz schließen konnte. Julia Hummer ist, Schauspielerin hin oder her, eine talentierte Songwriterin, die viel von Bob Dylan, Leonard Cohen und Lou Reed versteht und ihre kleinen, wollsockigen Couchkompositionen unter weitgehender Mißachtung der Gegenwart als ganz altmodischen Folkpop darbietet, Downtown Cocoluccia beginnt mit einem Akkordeon, akustischen Gitarren und Mundharmonika und bewegt sich, irgendwo in der Nachbarschaft von Mazzy Star, vom schönen „Bowling In Woodstock“ über die Folk-Beat-Stampede „New Blues“ hin zum elektronisch hoppelnden „l Want More“ und endet in einem instrumentalen Mahlstrom, der so unverblümt Velvet Underground belehnt, daß es schon fast eine Unverschämtheit ist. Vieles auf Downtown Cocoluccia mag eher einfach gestrickt sein, aber es ist ebenso mutig, konsequent und von verblüffender Stimmigkeit. Man könnte zanken, wieviel hier Frl. Hummer und wieviel ihren versierten Musikern zu verdanken ist, doch das wäre müßig. Eine Platte, die so vor Können und Wissen und Seele strotzt, muß man einfach mögen. VÖ: 26.9.

www.juliahummer.com