Her Space Holiday – The Past Presents The Future
Der gute Marc Bianchi. Immer wieder gerne genommen, weil er so ein sympathischer Indie-Nerd mit Gefühl für Pop und zeitgemäße Sounds ist. Auch dieses Mal enttäuscht er nicht, obwohl er in den zwei Jahren seit the Young Machines mit dem Umzug von Austin nach San Francisco beschäftigt war. In der Bay Area soll man sich ja pudelwohl fühlen können, trotzdem drehen sich die ersten Songs dieses Albums um das Elend. „Misery loves Company when Company won’t come“
heißt es da. Im nächsten Song geht es gleich weiter: „It goes one-two-three, tet’s all exploit our misery.“ Gut möglich, daß Bianchi noch immer an den Folgen der Trennung von Ex-Partnerin und Band-Mitgründerin Keely Chantaloup leidet und seine Einsamkeit mit derartiger Trübsal verarbeitet. Nimmt man den Text beiseite, hört man von seinem Leid aber nicht mehr viel. Bianchi hat nach wie vor eine lausbübische und zugleich verträumte Art an sich, die in „The Great Parade“ mit einer Adaption der Melodie aus „Here Comes The Sun“ von den Beatles ihren Höhepunkt erreicht. Auch die Streicherelemente in ‚You And Me‘ suggerieren Frohlocken. Das alles vermischt er scheinbar wie im Schlaf mit raffinierten elektronischen Beats, die sich nie sonderlich aufdrängen. Schön, wie es ihm zum Beispiel in „Missed Medicine“ gelingt, die Ästhetik des HipHop anzudeuten, ohne dabei auf eigenen Charme zu verzichten. Angesichts solch verführerischer Manöver sollte Bianchi eigentlich bald die Eroberung einer neuen Freundin gelingen. Scheitert er damit wider Erwarten, wird es an der Zeit, daß die breite Öffentlichkeit langsam Notiz von Her Space Holiday nimmt. Noch immer ist dieses Projekt zu sehr Randerscheinung, nicht Mittelpunkt. VÖ: 26.9.
www.herspaceholiday.com
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