Richard Thompson
Front Parlour Ballads
Der Veteran des britischen Folkrock mit einem intimen, unspektakulären Album.
Es gibt nicht viele Worte, die dem Rang Richard Thompsons und seines Werkes gerecht würden. Wie wär’s zum Beispiel mit ehrfurchtgebietend? Oder genial? Oder kompromißlos? Oder eigenbrötlerisch? Immerhin hat der Mann in den 60er Jahren das epochale Britfolkrock-Ensemble Fairport Convention mitgegründet, nach dem Split eine Reihe großartiger Alben, solo und mit seiner damaligen Frau Linda, veröffentlicht – etwa I Want To See The Bright Lights Tonight, Shoot Out The Lights, Hand Of Kindness und You? Me? Us? – und Legionen von Musikern, von Elvis Costello bis Bob Mould, von Bonnie Raitt bis hin zu Los Lobos beeinflußt, Front Parlour Ballads ist, die Fairport-Convention-LPs nicht eingerechnet, der ungefähr 20. Longplayer von Richard Thompson – und es ist einer seiner ungewöhnlichsten geworden, denn: Folkrock, It ain’t. Keine Backingband wie noch auf The Old Kit Back, dem Vorgängerwerk, keines dieser tastenden, zerrenden, schmerzerfüllten, an Neil Young gemahnenden Gitarrensoli. Stattdessen gibt es hier das, was der Titel verheißt: Salonballaden, strictly folky, spröde bisweilen, dann wieder eingangig und melodiös, mit viel Akustikgitarre und Debra Dobkin [percussion] als einzigem Gast. Die Texte zeigen den Zyniker von einst weise, altersmilde gar, wenn er etwa die „Od Thames Side“ besingt, sich an jene Zeit erinnert „When We Were Boys At School“ oder an die Wunden, die die Liebe und das Leben schlugen. Ein so intensives wie intimes, dabei ganz und gar unspektakuläres Album, das einem mit jedem Hören mehr ans Herz wächst. VÜ: 8.8.
www.richardthompson-music.com