The Magic Numbers – The Magic Numbers :: Dem Waldschrat ’ne Harke

Man weiß es ja nicht: Vielleicht wurde ich nur geboren, um dieses Album hier zu herzen. Die Pläne des Allmächtigen sind unergründlich. Fein, wer würde das Debütalbum dieser romantischen Rauschebärte und rotwangigen Mädels aus Britisch-Bullerbü nicht herzen wollen? Doch nur solche, die an Stelle eines Herzens einen Rauhhaardackel oder sonstwas Borstiges tragen. The Magic Numbers sind trotz aller sanfter Attitüde tatsächlich angetreten, die Welt zu retten. Zumindest den Teil, der keine New-Wave-Nachbauten mehr hören mag – oder wenigstens eine Pause davon braucht. Weil sie aussehen wie Hippies, werden noch sehr viele Menschen behaupten, daß sie Hippie-Musik machen. Und es stimmt ja auch, irgendwie: Man darf ruhig so wollen. Wie überhaupt dieses ganze harmonieverwöhnte, kissenweiche Album vom dürfen Dürfen berichtet. Zum Beispiel dem Folk wangennahen Hippie-Pop spielen, aber dennoch der Verlockung nachgeben dürfen, güldene Arrangements und leicht kitschige Duett-Umrankungen zu verwenden, die auch „Grease“-Liebesgesänge und Carpenters-Zuckergüsse zierten – verhaßt von den echten Hippies, damals, keine Frage. Und auch wenn die Numbers zum Mandolinen-Gezupfe des bestechend fröhlichen Openers „Mornings Eleven“ ihr sensibles Werk mit ordentlich Schmackes versehen, wenn der Blues in dem hinreißenden „Which Way To Happy“ eher aus der Bar als von der Ofenbank kommt und wenn sich die Vier hier und da und dort immer wieder auf lieblichste Klangdetails stürzen, was schon weit übers Bemühen um den nackten Song hinaus reicht, dann wud deutlich: Diese Kapelle kann Folk ohne jede Waldschratigkeit. An Querverweisen ist allenthalben von The Mamas &The Papas, Buffalo Springfield und Co. zu lesen; und sie selbst haben fleißig ihren Dylan und Drake gehört. Und doch scheint mir der so selbstverständliche Umgang mit dem Pop, den diese Spielleute an den Tag legen, in einer jüngeren Tradition zu stehen (siehe Artverwandtes). So oder so – und trotz des Klischees: eine Platte zum Verlieben. VÖ:20.8.

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