Beatle Jazz – With A Little Help From My Friends

Sage und schreibe zehn Minuten dauert John Lennons „Imagine“. Und tatsächlich ist kein Ton zuviel, keine Gefühligkeit zu dick aufgetragen. Im Gegenteil: Die Minuten vergehen fast wie im Flug. Was schon etwas heißt bei dieser klebrigen One-World-Hymne. Das Jazz-Trio um Schlagzeuger Brian Melvin, der mit Pianist Dave Kikoski sich seit jetzt drei Alben um die potentiellen Jazz-Seiten von den Hits der Beatles und ihrer Mitglieder kümmert, entlüftet „Imagine“ von allem Pathos. Und macht daraus eine in sich zentrierte Ballade, in der Randy Brecker mit seiner gestopften Trompete eine nostalgische Reinheit und Sogkraft kultiviert, über der der Geist von Chet Baker schwebt. Wer so eine gefährliche Pop-Hymne ohne harmonische Wichtigtuerei und aufgeblasene Modulationen angeht, sondern die Herz-Rhythmus-Maschine des Jazz umsichtig in Gang bringt, der kann einfach alles von den Beatles covern. Der Song, der dem Album seinen Titel gab, ist zwar hier nicht hören, dafür gibt es neben frühen Schlachtgesängen wie „A Hard Days Night “ und dem mit Swing gefütterten RocknRoll-Reirier „Chains“ gekonnt neue Einblicke in „reife“ Alben wie SGT. Pepper’s Lonely Hearts Band („Lovely Rita“), The Beatles („Piggies“, „I Will“) und Abbey Road („Across the Universe“). Überall legen dabei die Gastmusiker ihre Fährten, als ob das Material eigens für sie komponiert worden wäre. Zu einem wahren Modern-Jazz-Renner gerät unter den saftig-elastischen Gitarrenfingern John Scofields „Piggies“, veredeln die von Mike Stern hineingetupften, akustischen Saiten die leicht südamerikanische Brise, die durch „And I Love Her“ weht. Da macht es auch nichts, wenn das Klavierspiel von Dave Kikoski bisweilen reinstes Bar-Jazz-Geplätscher ist.

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