Die Toten Hosen – Friss Oder Stirb – Director’s Cut

Ein Eishockey-Match gegen die Leningrad Cowboys, vier Konzerte an vier Tagen in vier Ländern mit hundert Fans im Schlepptau – für gepflegten Blödsinn sind die Volkspunks aus Dusseldorf stets zu haben. Darauf spekulierten auch die MTV-Macher, als sie der Deutsch-Punk-Institution eine eigene TV-Serie anboten. Ohne zu ahnen, was auf sie zukam, stürzten sich die Hosen in die Arbeit zu friss oder stirb, an deren Ende 14 Folgen Reality-TV standen. Mit allerlei Bonus-Materialien aufgepeppt, ergibt das über sieben Stunden Stoff, in denen fast nie Langeweile aufkommt. Man sieht die Herren Hosen beim Golfen, Fallschirmspringen und Tennis (gegen die Donots). Überraschend ist jedoch, daß der ganz alltägliche Wahnsinn der wagemutigen fünf wesentlich irrer ist als die eher aufgesetzt wirkenden Aktionen. So kann man etwa Mäuschen spielen bei der „Blauen Stunde“, dem wöchentlichen Meeting der Band mit ihren beiden Managern. Da wird beispielsweise gerne mal lang und breit darüber diskutiert, ob den VIP-Gästen der Band bei „Rock am Ring“ nun Kürbiskarotten- oder Erbsensuppe serviert werden soll. Auch immer wieder lustig ist, was im Rockstar-Dasein so alles schiefgehen kann: von heftigen Orientierungsproblemen auf Reisen über gereizte Schreiereien bis zur schier unendlichen Warterei in Plattenstudios und Bühnengarderoben. Das Kamerateam begleitete die Band u.a. bei ihrer unkonventionellen Balkan-Tour, den Aufnahmen zu zurück zum glück, dem Besuch ihres künftigen Gemeinschaftsgrabs und einem genial chaotischen Wohnzimmer-Gig in Pirmasens. Heimlicher Held von Friss Oder Stirb ist ihr kugelbäuchiger Tour-Manager Faust („Hunger!“), ein permanent grantelndes Unikum, das eines Tages stilecht in einem Flight Case begraben werden will. Für Fans und Hobby-Psychologen ist der Hosen-Marathon ein gefundenes Fressen, seit Spinal Tap hat keine Band mehr so viel von ihrem Innenleben preisgegeben.

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