Natalie Merchant

Es ist bedauerlich, daß die Frau mit der bittersüßen, warmen und unerklärlich beruhigenden Stimme in den letzten Jahren unsichtbar geworden ist: Natalie Merchant, die mit u.a. Sarah McLachlan, k.d. lang, Fiona Apple und Aimee Mann zu den wenigen Sängerinnen gehört, die sprachlich und handwerklich in der Lage sind, zugängliche Popsongs mit künstlerischem Anspruch zu schreiben, regelt inzwischen fast alle geschäftlichen Dinge über ihre Website. Da sie zudem nur äußerst selten für Konzerte den Atlantik überquert, ist die DVD-Fassung des intimen Auftritts, den sie 1998 in New York im Rahmen der Konzert-Reihe „VH-1-Storytellers“ gegeben hat, durchaus willkommen. Auf einer runden, in warmen Farbtönen dekorierten Bühne mit Samtvorhängen und Kronleuchtern spielte Natalie Merchant acht folkig arrangierte, nachträglich im 5.1.-Sound abgemischte Songs, die jeweils mit ein paar erklärenden oder ergänzenden Worten eingeleitet wurden. Zwar sind zwei der drei Lieder aus der Zeit, in der sie Sängerin der amerikanischen Alternative-Band 10.000 Maniacswar, musikalisch mittelmäßig („These Are Days“, „What’s The Matter Here?“), „Verdi Cries“ und die Hits aus den Solo-Alben Tigerlily und Ophelia jedoch sind auch in diesen Live-Versionen von elementarer Schönheit. Der emotionale und musikalische Höhepunkt ist „Wonder“: Nachdem Merchant erzählt hat, welche Bedeutung der Song über die Jahre für einige Menschen mit einer Behinderung erhalten hat, erfüllte eine Ergriffenheit den Raum, die ermöglichte, daß dies der erste Song des Abends werden konnie, dessen leiser Anfang nicht von dem obligatorischen Kenn-ich-find-ich-super-Applaus zerklatscht wurde. Untertitel zu den oft humorvollen und bisweilen auch nachdenklichen Erläuterungen stehen in Englisch, Spanisch und Portugiesisch zur Verfügung, als Extra enthält die DVD lediglich das nicht im Fernsehen ausgestrahlte „Life Is Sweet“.

www.nataliemerchant.com