Brian Wilson – Brian Wilson presents Smile :: Helden und Bösewichte

Sehen war es so erquicklich, einen Mythos in die Realität überführt zu sehen wie letztes Jahr, als aus recht heiterem Himmel Smile in unsere Stereoanlagen flatterte, das legendäre „berühmteste unveröffentlichte Album der Popgeschichte“, Brian Wilsons unvollendetes Meisterwerk von 1966/67, jetzt von dem wiedererstarkten 60jährigen und einem Trupp engagierter (Jung-)Musiker mit viel Herzblut neu eingespielt. Ein Ereignis, fürwahr, und als solches dieser begleitenden Rundum-glücklich-Doppel-DVD würdig. Herzstück der ersten Scheibe ist der knapp loominütige Dokumentarfilm „Beautiful Dreamer“ von David Leaf, einem langjährigen Wilson-Vertrauten und Beach-Boys-Experten, der mit viel Archivmaterial und Interviews mit Wilson, Weggefährten (Van Dyke Parks!) und Brancheninsidern Wilsons Leben und Aufstieg zu Amerikas hippstem und innovativstem Popschaffenden, das Scheitern des psychisch labilen Wunderkindes an seinem hyperambirionierten magnum opus sowie dessen Wiedererweckung erzählt. Leaf geht dabei nicht gnadenlos überallhin, wo es wehtut, läßt aber- bei aller unvermeidlichen, weil angebrachten Heldenbeweihräucherung – Ecken und Kanten, Widersprüche, Abgründe aufblitzen, entschärft Klischees und läßt sich nicht auf politisch korrektes Moralisieren ein. Ein alter Freund Wilsons, der ihm Mitte der 6oer seinen ersten Trip besorgte, darf etwa unwidersprochen und ohne imaginären „Parental advisory“-Einblender anmerken, Brian habe alle seine besten Songs geschrieben, nachdem er anfing, LSD zu nehmen. Und wenn Wilson, wie ein verletzlicher Kindmann am Klavier sitzend, über die Traumata mit seinem gewalttätigen Vater spricht, glaubt man ihm in jedem nervösen Zucken um die Augen die Therapiestunden anzusehen, die es brauchte, bis er so darüber reden konnte. Das Schönste ist: Man sieht Brian Wilson erzählen, Witze machen, in den hochinteressanten Making-Of-Zusatz-Features mit juveniler Dynamik und pingeliger Entschlossenheit das Ruder als Produzent bedienen. Und es wird klar: Dieser Mann kämpft immer noch mit seinen Dämonen, aber er ist beileibe nicht die fremdgesteuerte menschliche Topfpflanze, als die er einem in der Vergangenheit oft verkauft wurde. Mit dieser Erkenntnis mag einen das allerschönste erst so richtig freuen: die Musik in ihrer -Mythos hin oder her- für die Ewigkeit gemachten Schönheit und Wunderfülle. Ob man Smile unbedingt in der geschmackvoll gefilmten Konzertfilm-Version von DVD2 hier braucht, sei dahingestellt. In jedem Fall aber sollte man es in seinem Leben haben.

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