Chris Whitley – Soft Dangerous Shores
Living With The Law ist der Titel von Chris Whitleys erstem, 1991 erschienenen Album – was nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Denn schließlich tat der Mann aus Houston, Texas, danach alles, um sich den Ruf eines musikalischen Outlaws zu sichern. Er verband Blues mit Grunge, coverte Kraftwerks „Das Model“, tat sich mit der Rhythmusgruppe des Neo-Jazz-Trios Medeski, Martin & Wood zusammen, um ultraschräge Versionen seiner Lieblingssongs von Dylan. Reed, Hendrix und Robert Johnson aufzunehmen, mischte karge Gitarrenklänge mit elektronischen Störgeräuschen. Er unternahm also alles, um den Marketingmenschen diverser Labels schlaflose Nächte zu berscheren. Soft Dangerous Shores paßt wunderbar in diese Reihe verstörender, aber faszinierender Klangexperimente. Mit „space blues“ läßt sich allenfalls annähernd umschreiben, was sich während dieser gut 40 Minuten abspielt. Whitleys National acoustic Gitarre heult puren Country-Blues, seine seltsam körperlose Stimme klingt, als würde sie sich durch ein Labyrinth tasten, derweil es ringsherum elektronisch sirrt und surrt, schwirrt und flirrt. Bass und Drums bedienen die deutschen Musiker Heiko Schramm und Matthias Macht, die den fragilen Songs so subtil wie stoisch Halt geben und einen Sound prägen, der zu knistern scheint vor Elektrizität, digital rauscht, beizeiten auch unterkühlt groovt. Die Stücke sind wieder einmal nicht unmittelbar eingängig, brauchen Zeit, sich zu entwickeln, aber irgendwann schlägt dieses „euro-trash folkblues thing“ MbMey) den Hörer unweigerlich in seinen Bann. „Das Album handelt von Liebe und Tod“, erklärt uns der Künstler. Drunter macht er’s halt nicht, dieser Schamane des digitalen Zeitalters. VÖ:25.7.
www.chriswhitley.com
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